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Seite:Kunstausstellung in Dresden.djvu/10

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Kunstausstellung in Dresden.
(Beschluß.)

Herr Glatysz, eine Pole, jetzt in Paris, hatte mehrere Copieen von dasigen Galleriegemählden eingesandt, unter denen der Seesturm, nach Vernet, und der Heilige Hieronymus, nach Corregio, besonders gefielen. Wenn man gleich dieses Stück als einen Pendant zu der berühmten Nacht ansieht; so muß doch, dünkt mich, die kranke Entstellung des alten Hieronymus den feineren Nerven auch im Originale mißbehagen. Das Mißgestaltete überhaupt sollte die Kunst mehr abschrecken, als anziehen. Sie will und soll gefallen; warum peinigt man die Phantasie mit solchen Süjets? Doch still; man murrt! – – Die Maria mit dem Kinde Jesus und dem kleinen Johannes, nach Annibal Caracci, und einen Apostelkopf von Giulio Romano, hatte das Fräulein aus dem Winkel in Oel kopirt. Diese Gemählde, in denen eine freiere, seelenvolle Phantasie nicht zu verkennen war, hätten einen vortheilhafteren Platz haben sollen.

Von Herrn Lommatzsch sahen wir ein schönes Blumen- und Fruchtstück in Oel, nach de Heem. Blumen und Früchte gab es in Menge. Meisterhaft war ein Glas mit Blumen von der Demoiselle Friedrich, in Oel gemahlt; keine Kopie. Die Wassertropfen perleten. Diese treffliche Künstlerin hat gute Schülerinnen gebildet. Herr Arnold, ein Meister im Blumenmahlen in Meißen, täuschte diesmal die junge und schöne Welt, welche sich vergebens nach seiner Flora umsah. Dagegen gab es mehrere schöne Stickereien. Ich bedaure die Zeit und noch mehr das Talent, welches sich in dieser Art von Mosaik versucht. Die echte Mosaik ist unsterblich; diese so prekär, wie ein Spinnengewebe. Desto billiger muß man gegen das neidlose Werk der Stickerin seyn. Doch die Arbeiten der Madame Conradi aus Berlin bedürfen dieser Billigkeit nicht. Sie hat unter andern zu dieser Ausstellung einen schönen Kupferstich, – nicht anders, – einen schönen Kupferstich! – gestickt: Friedrich II. zu Pferde. Man erinnert sich nicht, hier je etwas in der Vollkommenheit gesehen zu haben. Sollte die Hofräthin Schlözer den Ruhm, die erste Stickerin in Deutschland zu seyn, nicht mit Ihrer Berlinischen Künstlerin theilen?

Von den Kupfersticken, von den architektonischen Zeichnungen, und von so vielen andern trefflichen Arbeiten sage ich Ihnen nichts, weil ich befürchten muß, nur schon zu viel gesagt zu haben. Ich freue mich, in den kommenden Tagen neue Schönheiten aufzufinden, und die Kunstwerke, welche noch kommen sollen, zu studieren. Der Wetteifer so vieler braven Künstler, die durch ihre Werke den Geschmack des Publikums berichtigen, verdient die größte Achtung. Ich hasse, wie Sie selbst es nur können, den hämischen und anmaßenden Tadel; aber ziemt die Freimüthigkeit irgendwo, so ist dies bei einem Geschmacksurtheile der Fall. Leben Sie wohl. –



Empfohlene Zitierweise:
Unbekannt: Kunstausstellung in Dresden. Sanders Buchhandlung, Berlin 1803, Seite 242. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kunstausstellung_in_Dresden.djvu/10&oldid=- (Version vom 11.1.2025)