„Ach was Metze,“ sagte der Kuhhirt, „ich verkaufe nur im Ganzen!“
Im Ganzen wollte aber niemand nehmen; und so fuhr er vor des reichen Kaufmannes Laden und fragte ihn, ob er vielleicht fünf Säcke Backof für ihn in Aufbewahrung nehmen wolle. Dem Kaufmann war das recht, und der Kuhhirt lud die Säcke ab und fuhr mit dem Schlitten nach Hause.
Es dauerte gar nicht lange, so kam zu dem Kaufmann ein guter Kunde und forderte Backäpfel und Feigen.
„Ei,“ dachte der Kaufmann, „da kannst du von dem Backobst nehmen, das der Kuhhirt bei dir gelassen hat, der wird’s wohl nicht merken.“
Damit nahm er die Schlüssel und stieg auf den Boden und band den einen Sack auf. Siehe, da war lauter Ziegelschutt darin, und ebenso in dem zweiten und in den andern allen.
„Du mein Gott, welche Schande!“ sprach der Kaufmann bei sich. „Mein guter Ruf ist dahin, wenn die Leute erfahren, daß bei mir ein Betrug vorgekommen ist, und niemand wird mehr von mir kaufen.“ Denn er dachte, es sei einer heimlich auf den Boden gegangen und habe die Säcke mit Backobst gestohlen und statt ihrer die Säcke mit Ziegelschutt hingestellt.
Als wieder Markttag war und der Kuhhirt nach den Säcken fragte, nahm er ihn darum besonders und erzählte ihm die Sache und bat ihn, daß er seinen Mund halte, er wolle ihm auch fünfhundert Thaler geben.
„Das nenne ich mir eine saubere Wirtschaft,“ sagte
Ulrich Jahn: Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund. Mayer & Müller, Berlin 1890, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahn_Schwaenke_und_Schnurren_aus_Bauernmund.djvu/133&oldid=- (Version vom 1.8.2018)