Da liefen die Gerber und Juden herbei und fragten:
„Was sollen denn die Felle kosten?“
„Dreihundert Thaler das Stück!“ sagten die Bauern.
Die Gerber und Juden dachten, die Leute machten Spaß und lachten und boten zwei Thaler und am Ende einen halben dazu. Das ärgerte die Bauern, und sie begannen zu schimpfen und zu schelten; und das nahmen die Gerber und Juden wieder krumm, denn sie dachten, die Bauern wollten sie zum Narren halten, und sie trieben die Leute zum Thore hinaus.
Da sahen sie denn ein, daß sie von dem Kuhhirten belogen waren, und wurden so zornig auf ihn, daß sie sogleich zusammentraten, als sie im Dorfe angelangt waren, und den Beschluß faßten, zu Marien (25. März) müsse er ziehen. Dann könne er einen andern Dienst suchen oder sonst sehen, wo er bleibe.
Als der Kuhhirt hörte, was die Bauern beschlossen hatten, sprach er zum Schulzen:
„Aus dem Hause zieh’ ich, aber der Backofen ist mein; den habe ich für mein eigenes Geld aufsetzen lassen.“
„So nimm ihn mit,“ sagte der Schulze; und der Kuhhirt griff nach Hammer und Beil und schlug den Backofen in Stücke und füllte mit dem Ziegelschutt fünf große Säcke voll. Den nächsten Markttag legte er sie auf den Schlitten, spannte sein Pferd davor, das vorne hinkte und hinten lahm war, und fuhr damit in die Stadt.
„Backof, Backof!“ schrie er.
„Was kostet die Metze?“ fragten die Frauen.
Ulrich Jahn: Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund. Mayer & Müller, Berlin 1890, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahn_Schwaenke_und_Schnurren_aus_Bauernmund.djvu/132&oldid=- (Version vom 1.8.2018)