der Kuhhirt; „da müßte man ja eigentlich gleich auf das Gericht schicken!“
Weil aber der Kaufmann gar so sehr bat, gab er sich endlich zufrieden, ließ sich die fünfhundert Thaler in einen Sack schütten und fuhr wieder in das Dorf zurück.
„Junge,“ sagte er zu seinem Sohne, als er zu Hause war, „lauf zum Schulzen und bitt ihn um das halbe Viert; ich muß wieder messen.“
Der Junge that, wie ihm sein Vater geboten hatte, und der Schulze gab ihm auch das Maß. Weil er aber neugierig war, ging er wieder mit und schaute durch das Klinkenloch. – Mein Gott, saß da der Kuhhirt und maß Geld mit dem halben Viert!
„Mensch, wo hast du das Geld her?“ rief der Schulze und trat in die Stube.
„Das habe ich in der Stadt für die fünf Sack Ziegelschutt von meinem Backofen bekommen,“ sagte der Kuhhirt.
Sogleich machte der Schulze kehrt, schickte den Stock herum und erzählte den Bauern, als sie beisammen waren, wie der Kuhhirt für fünf Sack Ziegelschutt ein halbes Viert Geld bekommen habe.
„Das wollen wir auch haben!“ sagten die Bauern, und ein jeder lief nach Hause und schlug seinen Backofen entzwei, steckte den Ziegelschutt in große Säcke, und fort ging’s damit in die Stadt.
„Ziegelschutt! Ziegelschutt!“ riefen sie; aber alle Leute lachten sie aus, und keiner wollte kaufen, weil Ziegelschutt zu nichts nutze ist.
„Ziegelschutt! Ziegelschutt!“ riefen die Bauern immer
Ulrich Jahn: Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund. Mayer & Müller, Berlin 1890, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahn_Schwaenke_und_Schnurren_aus_Bauernmund.djvu/134&oldid=- (Version vom 1.8.2018)