Hier spricht der heil. Bernhard: Der Herr hat uns hier Allen ein Beispiel gegeben, daß wir allen unsern Feinden mit Willen gütig vergeben und freundlich mit ihnen sprechen sollen. Denn das gehört zu einem vernünftigen Leben, daß der Mensch alles Das thue, was er mit Recht thun soll.
Und wer seinem Feind nicht vergeben will, der empfängt, wie der heil. Bernhard lehrt, vier große Schandmale. Zum Ersten fällt der Mensch aus allen den Gnaden, die uns das Leiden Christi verdient hat, denn er fällt in Todsünde. Zum Andern, so werden ihm seine Sünden nicht vergeben. Zum Dritten, so wachen alle Sünden wieder auf, die er je gethan hat; und zum Vierten, so helfen diesem Menschen in dieser Zeit, da er Feindschaft hält, alle seine guten Werke nichts zum ewigen Leben, sondern die Hölle ist ihm offen durch seine Hoffart, in welcher er nicht verzeihen will.
Siehe, der Herr des Himmelreichs und Erdreichs nahm seinen Todfeind und ließ sich von ihm küssen.
Als Judas seinen Herrn geküßt hatte, schrie er die Juden an mit lauter Stimme: „Nehmet und greifet den Menschen und haltet ihn fest und führet ihn sicher.“ – Da liefen die Juden alle herzu und fingen Jesum. Sie legten ihm, wie etliche Lehrer meinen, einen Strick um den Hals, wie auch Samson vorbildlich gebunden ward mit Stricken und einer Kette.
Franz Joseph Holzwarth: Passionsbilder. Franz Kirchheim, Mainz 1856, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Holzwarth_Passionsbilder.djvu/53&oldid=- (Version vom 1.8.2018)