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Seite:Hermann von Bezzel - Einsegnungs-Unterricht 1909.pdf/114

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Mißtrauen gegen den berufenen Diener der Kirche zu erwecken. Auf negative Momente baut sich nichts auf, und dadurch, daß ich gegen einen andern Mißtrauen erwecke, erlange ich noch lange nicht Vertrauen. Neben dieser schweren Gefahr,in der unsere Heimatskirche steht und die darum so gefährlich ist, weil sie Hirte und Herde isoliert, haben wir den gesamten Modernismus. Wenn ich dem Herrn, der mein Leben vom Verderben erlöst und mir Seine ganze Treue erzeigt hat, nicht mehr die Treue halte, so bin ich verloren. Ich habe gar nicht über ein Mehr oder Minder abzumarkten, das ist gar nicht die Frage. Ich weiß keinen andern Grund für die gesamte Tätigkeit in der Kirche Jesu als das Bekenntnis zu Dem, Der nachdem Er eine Reinigung unserer Sünde mit Seinem Blute vollbracht hat, sich zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt und die Herrschaft über alle Welt angetreten hat. Ich kenne gar keine andere Möglichkeit, ein Christ zu sein, als daß ich das Wort vom Kreuz in aller Zeit bewahre und bekenne. Aber ich frage mich, wie kann die Kirche Jesu, die eine streitende ist und die von innen heraus geboren ist, durch äußere Maßnahmen erstarken? Ich will jetzt nicht weiter davon reden, das sind Dinge, die ich mit mir selber durchkämpfen muß. Aber das möchte ich immer sagen: wenn nur alle die großen und guten Kräfte sich auf die Wahrheit einigen und wenn nur das Wort von ihnen ins Herz genommen würde, daß keiner dieser Geringsten, die an Ihn glauben, geärgert werde! Ich weiß auch nichts von theologischen Kämpfen im Gegensatz zu christlichen, diese Unterschiede sind mir zu fein. Aber ich sehe sehr trübe in die Zukunft und ich halte es nicht für männlich, die Gegensätze und Risse zu verschleiern, wohl aber für ehrlich, die Gegensätze und Risse darzulegen. Es wird ja eine Trennung unvermeidlich sein. Parteiungen können gemieden werden, Trennungen nicht.

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 Ich sehe sorglich auch auf den Romanismus. Man wird mir einmal mit Recht vorwerfen können, daß ich für all die edlen katholischen Neigungen unter uns gar kein Verständnis besaß. Ich möchte Sie aber hier weiter aus Herzensgrund bitten, den einzigen Satz zu verfolgen: ich lese nie ein katholisches Buch, so lange ich noch ein evangelisches habe. Wir haben so viele reiche, große Schätze, wir sind in unserer Kirche so wunderbar reich gemacht an aller Weisheit und an aller Erkenntnis, daß das Herumsitzen an fremden Türen mir wie eine große Gefahr erscheint. Rom hat kein Herz für uns gehabt und kann es nie haben. Ich meine gewiß, das Gemeinchristliche wollen wir recht pflegen, während es noch da ist. Wie weit dort das