Christentum noch vorhanden ist, darüber erlaube ich mir kein Urteil, aber weil wir in großer Gefahr stehen, haltet an am Gebet und am Wohltun, an der energesia und koinonia, wie der Apostel sagt. Wohlzutun und mitzuteilen, übersetzt Luther, es heißt Wohltätigkeit und Gemeinschaftspflege. –
So habe ich mit kurzen Worten einen Ueberblick zu geben versucht, mag ihn jede nach ihrer Weise ausführen. Löhe, der Mann, der seine Herrschergaben unter das Kreuz legte, Meyer, der Mann, der seine seelsorgerlichen Gaben im Kreuz bewahrte! Gott der Herr, wird auf die dritte Epoche von Neuendettelsau, die von den beiden ersten mehr hat lernen wollen, als ihr gelang, eine Zeit kommen lassen, in der man wieder mehr zu Atem kommt. Zu dem, was ich oft beklagte und doch nicht geändert habe, weil ich es nicht konnte, gehört die Atemlosigkeit der Arbeit. Ich habe wohl manchmal gespürt, welch ein Abgott auch die Arbeit sein kann, ich weiß, daß auch das Gebot der Pflicht und der Ernst der Pflichtarbeit seine großen, ernsten Gefahren hat; aber ich weiß auch, daß nichts mehr auf der ganzen Welt zu den Füßen des Herrn Jesu hinführt, als die Arbeit: „Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen, aber auf Dein Wort.“
Möge, das wird der Gegenstand der letzten Stunde sein, wo ich noch über die Zukunft des Diakonissenwerkes überhaupt und über die Zukunft Neuendettelsaus im besonderen einige Worte wage, der Geist der Einmütigkeit, der bei aller grundmäßigen Verschiedenheit diese drei Zeitläufe hiesiger Anstalten durchdrungen hat, möge die Herrschaft des guten Willens, der sich in die barmherzige Zucht des heiligen Geistes stellt, durch Unsere Häuser und durch unsere Herzen gehen, ja die Herrschaft des guten Willens. Man kann alles an einen Menschen wagen und mit einem Menschen versuchen, der eines guten Willens ist, denn der Herr sucht nicht mehr bei den Seinen, als daß sie Ihn suchen.
Gebet: | O Herr Jesu Christe, wir sagen Dir Dank, daß Du Dein Werk an diesem Ort durch alle Zeiten hindurch gerettet und bis auf diesen Tag nicht hast umkommen lassen. Wir preisen Deine Güte, mit der Du getragen, gegeben, vergeben und vergessen hast, und bitten Dich von Grund unseres Herzens, Du wollest was Dir gemäß ist behalten und was von Dir fern ist zerstören. Du wollest dem Geist
Empfohlene Zitierweise:
Hermann von Bezzel: Einsegnungs-Unterricht 1909. , Neuendettelsau 1910, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_von_Bezzel_-_Einsegnungs-Unterricht_1909.pdf/115&oldid=- (Version vom 1.8.2018) |