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Seite:Heft20VereinGeschichteDresden1907.djvu/79

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herzustellen suchte. Die Bildnisse des Herrn von Wiedebach und des Herrn von Boxberg-Zschorna sind Zeugnisse dieser Bestrebung.

Was der Maler dort beim Einzelporträt mit Erfolg ausgeführt hatte, übertrug er jetzt auf größere Gruppen. Er stellte mehrere solcher Einzelporträts in einer gemeinsamen Landschaft zusammen, und so entstanden ganze Jagdszenen. Daß diesen ein bestimmter Vorgang zugrunde lag, ist natürlich. Doch dieser Vorgang gibt dem Ganzen nur die äußere Folie; in Wahrheit sind auch die Jagdbilder – Jägerbilder[1].

Damit war aber zugleich eine Gefahr verbunden. Da es dem Künstler darauf ankommen mußte, auch in der Gruppe die Einzelperson – deren Äußeres er durch Skizzen festgehalten hatte – zur Geltung zu bringen, so konnte es leicht geschehen, daß das Interesse des Beschauers zersplittert wurde oder daß manche Gestalt allzu „hingestellt“ erschien. Rayski ist, wie wir sehen werden, dieser Gefahr nicht ganz entgangen.

Drei solcher Jagdbilder von seiner Hand sind vorhanden.

Das bedeutendste darunter ist das „Jagdfrühstück im Wermsdorfer (oder Hubertusburger) Walde“, im Jahre 1859 (1854?) vollendet[2]. Durch eine von Hanfstängl in Dresden gefertigte Photographie ist dieses Bild auch weiteren Kreisen bekannt geworden. – In der Hofjagd ist eben eine Pause eingetreten. Diener bereiten das Frühstück vor. Rechts im Vordergrunde, nach der Mitte zu, steht König Friedrich August II. mit einigen Begleitern, darunter den Prinzen, vor einer Reihe erlegter Rehe. Nach links und dem Hintergrunde zu schließt sich die Jagdgesellschaft an. Die Herren stehen in Gruppen beieinander. Die Schwierigkeit der Aufgabe, die der Künstler sich hier gestellt hat, kann man ermessen, wenn man bedenkt, daß mehr als 50 Personen, sämtlich porträtähnlich, dargestellt und daß die Figuren doch nur klein sind. Besonderes Interesse gewinnt das Gemälde dadurch, daß der Maler sich selbst


  1. Als ein Versuch auf diesem Gebiete könnte schon das 1832 entstandene Bild „Wohin ist der Hase gelaufen?“ betrachtet werden, nur daß dort der Künstler noch mehr das Genrehafte betonte.
  2. Im Besitze Sr. Majestät des Königs von Sachsen. Das Bild (hoch 1,15 m, breit 1,65 m) hängt im Jagdschlosse Wermsdorf.
Empfohlene Zitierweise:
Ernst Sigismund: Ferdinand von Rayski. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins, Dresden 1907, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft20VereinGeschichteDresden1907.djvu/79&oldid=- (Version vom 20.2.2024)