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Seite:Gustav Kittler Erinnerungen 1910.pdf/78

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Oberamts, es waren mindestens zehn anwesend, lud vor unseren Augen die Gewehre. Kegelmaier patrouillierte grinsend auf und ab. Hierauf schritt einer der uniformierten Gewehrträger an uns vorüber, jeden scharf ins Auge fassend und mit Donnerstimme die Worte sprechend: „Ihr seid uns zum Transport übergeben, ich mache auch darauf aufmerksam, daß wir beim geringsten Fluchtversuch jeden unnachsichtlich niederschießen werden.“

Nach Beendigung dieses feierlichen Aktes begann der Abmarsch in drei Kolonnen. Erste Kolonne: Zutreiber und andere edle Elemente unter Bedeckung von vier Landjägern, in der Zweiten mußte meine Wenigkeit marschieren in Gesellschaft des Besigheimers und drei Fruchthändlern unter dem Schutz des Stationers Deckele und zwei Landjägern; in der dritten Kolonne der Rest, beschützt von vier Landjägern. So gings um ½3 Uhr mittags in geringen Abständen, unter grinsender Freude Kegelmaiers, an der katholischen Kirche[ws 1] vorbei die Kirchbrunnenstraße hinauf, durch die Sülmer- und Karlstraße, Weinsberg zu.

Ich muß gestehen, unsere drei Kolonnen machten nicht geringen Effekt, was besonders mir schmeichelte. Stolz wie ein Spanier marschierte ich mit meinem Päckle unter dem Arm durch meine Vaterstadt, rechts und links Bekannte grüßend. Dem Stationer Deckele sagte ich: „Der Herr Untersuchungsrichter hat vielleicht geglaubt, er spiele mir einen Possen mit dem Transport nach Weinsberg, er hat mir im Gegenteil einen großen Gefallen erwiesen damit, ich freue mich über den schönen Spaziergang. Bitte, richten Sie es ihm aus.“

Anmerkungen (Wikisource)

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/78&oldid=- (Version vom 1.8.2018)