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Seite:Gustav Kittler Erinnerungen 1910.pdf/115

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Löwenbrauerei[ws 1] hier wurde ein organisierter Bierbrauer ohne Angabe von Gründen entlassen und wir mußten annehmen, daß die Entlassung lediglich auf Grund seiner Zugehörigkeit zur Organisation erfolgte, somit nichts anderes als eine Maßregelung sei.

Um sich hierüber Gewißheit zu verschaffen, wurde eine gewählte Kommission beauftragt, mit dem Bierbrauereibesitzer zu verhandeln. Dieser, ein richtiger Protz, der noch voll auf dem Herr im Hause Standpunkt stand, lehnte nicht nur jede Auskunft ab, sondern hörte die Kommission gar nicht an und behandelte sie in der protzigsten Weise. Die Folge davon war, daß in einer großen Versammlung der Boykott über das Löwenbier verhängt wurde.

Dies und ein harmloses Flugblättchen, in welchem der Einwohnerschaft der Grund zu dieser einschneidenden Maßregel mitgeteilt wurde, bildeten für den Findigen den Grund zur Erhebung einer Anklage wegen Erpressung. Die Verhandlung fand vor dem Schwurgericht statt und endete mit der Verurteilung von vier unserer Genossen. Zwei erhielten sechs, zwei drei Wochen Gefängnis; einer der Letzteren war unser derzeitiger Landtagsabgeordneter Sch.[ws 2]

Allgemein wurde über dieses Urteil der Kopf geschüttelt. Man sagte sich, nicht mit Unrecht, mit diesen Gründen kann man bei jedem Boykott, bei jedem Streik, ja bei jeder Aussperrung, eine Verurteilung herbeiführen.

Umgebracht hat uns dieser Kampf aber auch nicht. Von all’ den Kämpfern waren nur noch die Preßmenschen, die Preßmamelucken von der

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Eigentlich die Brauerei Neuffer
  2. Wilhelm Schäffler (1856–1910)
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/115&oldid=- (Version vom 1.8.2018)