Seite der Reichen, Besitzenden zu finden sind und sich um Nächstenliebe und Barmherzigkeit verdammt wenig kümmern.
Die Heidenbekehrung betreibe die christliche Kirche! „Weshalb in die Ferne schweifen, wo das Gute liegt so nah“. Die Herren mögen doch erst die christlich getauften Heiden bei uns bekehren, sie zu wirklichen Christen machen, selbst Christen werden, dann haben sie bei uns Arbeit in Hülle und Fülle. Daß die Kirchen so leer seien, sei nicht zu verwundern, wenn die Diener der Kirche auf dem bisherigen Wege weitermachen, werde es in Zukunft nicht besser, sondern schlimmer werden.
Nachdem wir noch einige Hauptpunkte unseres Programms erläutert, dargelegt, daß wir schon im Diesseits, wie der Nazarener, die Lage der Armen gründlich verbessern, die Armut, die keine Notwendigkeit sei, überhaupt beseitigen wollen, schloßen wir mit dem Hinweis, daß der Sozialismus, im engeren Sinn, nichts anderes als praktisches Christentum sei, die Kirche somit, falls es ihr ernst wäre mit ihrer Lehre, auf unsere Seite treten müßte.
Der stürmische Beifall bewies den Herren, daß die Redeschlacht keinen Sieg für sie, sondern für uns brachte. Eine große Anzahl neuer Anhänger hatten wir gewonnen, ein greifbares Resultat dieser Auseinandersetzungen, mit dem wir zufrieden sein konnten. Leider verschwanden auch diese Kämpfer von der Bildfläche und der Kampf mit geistigen Waffen in den Versammlungen hörte zu unserem großen Bedauern künftig nahezu ganz auf.
Noch eines Kämpfers gegen uns muß ich gedenken, eines findigen Staatsanwalts H. In der
Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/114&oldid=- (Version vom 1.8.2018)