Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges | |
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geblieben war, und es schien, als ob sie dort im ehrlichen Kampfe den letzten Zufall des Krieges erwarten wollten. Es handelte sich also um die Frage, wie auch jener Teil des Landes zu unterwerfen sei. Schon neigte sich die Sonne zum Untergange, als zwei Gesandte ins Lager kamen, beide mit einem weißen Stabe in der Hand, und demütig den Fürsten einen unversiegelten Brief überreichten.
In der Aufschrift nannten die Dithmarscher den König schon einen König ihres Landes, eine Bezeichnung, die nur die höchste Not ihnen eingeben konnte. Sie flehten in ihrem Briefe bei Gott und allen Heiligen, man möge ihren Gesandten wohlwollend Gehör und Vertrauen schenken. Sie baten um Waffenstillstand, währenddessen sie Abgesandte aus den Achtundvierzigern zum Abschluß des Friedens schicken würden. Den Gesandten möge man freies Geleit und Sicherheit während der gegenseitigen Unterhandlungen bewilligen. Bei Sicherstellung von Gut und Leben wären sie geneigt, das ganze Land unter die Botmäßigkeit der Fürsten zu stellen. Der König ließ die Gesandten zu sich führen und um ihnen seine milde Gesinnung und sein Wohlwollen zu bezeugen, empfing er sie in seinem Zelt aufs freundlichste und forderte sie auf, gemeinschaftlich mit ihm zu speisen. Die Zeit, während im Kriegsrat über die Antwort beschlossen wurde, brachten die Gesandten in dem Zelt des Königs allein zu. Johann Rantzau erteilte ihnen einen im Namen der Fürsten abgefaßten Geleitsbrief, der mit seinem Siegel versehen wurde. Die Gesandten der Dithmarscher wurden, dem Schreiben zufolge, auf die zwölfte Stunde des folgenden Tages ins Lager beschieden. Rantzau selbst gab sein Wort darauf, daß während der Zeit der Beratung Waffenstillstand sein solle. Bei der Abreise gab man ihnen einen Herold zur Begleitung. Am Tage darauf erschienen fünf aus der Zahl der Achtundvierziger mit einem Priester und einem Zeugen im Lager, geschützt von dem Herold und einer Reiterabteilung. Während sie in Paul Rantzaus Zelt ihr Frühstück einnahmen, versammelten sich die Fürsten mit ihren Räten bei Herzog Adolf, der seiner Wunde wegen noch das Bett hüten mußte. Da es entschieden war, daß die Dithmarscher über kurz
Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/093&oldid=- (Version vom 18.4.2023)