Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges | |
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war. An seine Stelle trat als Fahnenträger der herzoglichen Schwadronen Joachim Rantzau. Der König hatte in Gefahr geschwebt, von einer Schleuderkugel getroffen zu werden. Bertram von Ahlefeldt jedoch, der den König beständig im Auge hatte, konnte das Geschoß noch rechtzeitig ablenken. Der König konnte seinem Retter die Tat sogleich vergelten, indem er, als Bertram von Ahlefeldt von einem Speer getroffen vom Pferde sank, ihn auffangen und aus dem Getümmel bringen ließ. In der Nacht versah man das Lager sorgfältig mit Wachtposten. 900 Mann Fußvolk trugen Sorge für die Sicherheit und auch die Reiterei verhielt sich nicht untätig bei der Deckung des Lagers. Die Gegend war reich an Getreide und Mundvorrat. Zur Löschung des Durstes hatten die Soldaten eine große Menge Bieres aufgebracht, das unter die einzelnen Korps verteilt wurde. Nach Beendigung des Krieges erfuhr man von den Dithmarschern, sie würden von neuem ihr Heil versucht und die Feinde mit einem nächtlichen Angriff überrascht haben, wenn sie die Büchsenschützen, die sie zu Anfang des Krieges angeworben hatten, schnell genug aus ihrer Stellung an der Elbe hätten herbeiziehen können. Ohne Zweifel wäre ihnen ein solches Unternehmen zum Verderben ausgeschlagen, weil sich der Ort, wo unser Lager aufgeschlagen war, außerordentlich für die Entfaltung der Kavallerie eignete und auch dem Fußvolk keine Hindernisse bot. Sie würden sämtlich ein Opfer des Mars geworden sein, der sich ihnen im Laufe dieses Krieges so wenig günstig bewiesen hatte. Den folgenden Tag verharrte man wegen der ermüdeten Pferde im Lager. Es fanden Beratungen statt, welche Wege zur völligen Unterwerfung der Feinde eingeschlagen werden sollten. Dithmarschen zerfällt, wie wir im ersten Buch ausgeführt haben, in Geest- und Marschland. In die Marschgegenden hatten sich die Bauern nach der Niederlage von Heide zurückgezogen. Das Geestland war bereits ganz in Gewalt des siegreichen Feindes. Nach der wasserreichen, durch Gräben und Sümpfe trefflich befestigten Küste des Landes hatten sich schon beim Beginn des Krieges Greise, Weiber und Kinder, kurz, alle Waffenunfähigen, geborgen. Nach der letzten entscheidenden Schlacht rettete sich alles dahin, was am Leben
Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/092&oldid=- (Version vom 18.4.2023)