Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges | |
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zurückkehren. Graf Gerhard von Holstein verfolgte sie in Eilmärschen und erreichte sie kurz vor Tagesanbruch in Bornhöved, wo sie übernachtet hatten. An 5000 ließ er niederhauen, einige stürzten in den benachbarten Sumpf, andere sprangen über Kopf ins Wasser und kamen um. Stolz auf diesen Sieg zogen zwei Jahre später Gerhard und Johann ihre ganze Truppenmacht wider sie zusammen. 14 andere Herzöge leisteten ihnen Hilfe und am Geburtstag unserer heiligen Jungfrau Anfang Herbst rückten sie in Dithmarschen ein. Ohne Widerstand gelangten sie bis zu dem Ort, der von den Einwohnern Norderstrant genannt wurde, dem Mittelpunkte der Marsch. Hier widersetzten sich die Dithmarscher. Zweimal jedoch mußten sie der Uebermacht weichen. 1200 fielen, die übrigen stürzten sich aus der Flucht in die offene Kirche, verschanzten sich in aller Eile und hofften, sich auf diese Weise gegen die Gewalt der Feinde zu wehren. Als sie jedoch bemerkten, daß die Soldaten auf Befehl des Anführers Holz zusammentrugen, um es, in Brand gesteckt, in die Kirche zu werfen, erfasste sie namenloser Schrecken. Sie gelobten, dem Grafen von Holstein unterwürfig zu sein und baten demütig um ihr Leben. Die Holsteiner schenkten den Versprechungen der Dithmarscher jedoch keinen Glauben, und das um die Kirche aufgeschichtete Holz wurde angezündet. Schon fingen die bleiernen Dachpfannen der Kirche vor Hitze an zu schmelzen. Den furchtbarsten Tod vor Augen, wurden die Dithmarscher zur Verzweiflung getrieben und wagten einen Ausfall. Sie stürzten sich auf die Feinde, die die in der Kirche eingeschlossenen Dithmarscher für verloren gehalten hatten und nicht zum Kampfe gerüstet waren. Nur Graf Gerhard von Holstein und Herzog Heinrich von Mecklenburg entrannen unversehrt mit einigen wenigen. Es verstrichen mehrere Jahre. Da machten die Dithmarscher aufs neue Einfälle in Holstein, um Rache zu üben wegen der erlittenen Niederlage. Graf Nikolaus von Holstein begegnete ihnen in verschiedenen leichten Treffen, von denen das bei Tirperslo[1] das bedeutendste ist. Da die
- ↑ Wohl Tipperslo, nach Chalybaeus Seite 121, ein Dorf im Gute Hanerau. Die Schlacht fand 1319 statt, und Graf Nikolaus vollbrachte einen sogenannten Schwabenstreich, indem er einen Dithmarscher vom Kopf bis zu den Füßen spaltete.
Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/036&oldid=- (Version vom 16.4.2023)