Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges | |
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zu zahlen. Allein, kaum waren die Heere entlassen, so hatten die Dithmarscher auch schon den Vertrag vergessen. Sie weigerten sich nicht allein, den Tribut zu bezahlen, sondern fielen im offenen Treubruch von Hartwig ab und gingen zu dem König von Dänemark über, jedoch mit der Absicht, sich bei der ersten Gelegenheit auch von seiner Oberhoheit loszusagen. Als Adolf IV. und die Stadt Lübeck 1227 mit König Waldemar von Dänemark in Krieg lagen und bei dem Dorfe Bornhöved eine blutige Schlacht lieferten, gingen die Dithmarscher, die dem König Heeresfolge leisteten, zu den Feinden über und führten den für Waldemar ungünstigen Ausgang der Schlacht herbei. Insgeheim hatten sie vor Beginn der Schlacht mit den Holsten verabredet, den König zu verlassen und zu ihnen überzutreten. Zum Zeichen wollten sie den unteren Rand des Schildes nach oben kehren. Sobald es zum Handgemenge kam, wandten die Dithmarscher, die die äußersten Flügel bildeten, wo der Kampf am hitzigsten war, plötzlich ihre Schilde und griffen die Dänen im Rücken an. Dieses unerwartete Ereignis erschreckte das königliche Heer dermaßen, daß es von allen Seiten überwunden wurde. Unter den Gefangenen befand sich auch Herzog Otto von Braunschweig, ein Neffe des Königs. Der König selbst rettete sich nur mit genauer Not durch die Flucht. So setzten sich die Dithmarscher durch schändliche Treulosigkeit in den Besitz der Freiheit. 62 Jahre später sandten die Grafen Heinrich und Johann, eingedenk ihres alten Rechtes, wieder ein Heer nach Dithmarschen. Es wurde aber gleich in der ersten Schlacht besiegt.[1] Viele verloren ihr Leben, die übrigen entzogen sich durch die Flucht den grausamen Händen der Feinde. Die beiden Herzöge selbst kamen erst im Dunkel der Nacht über die Grenze. Nach Verlauf von 31 Jahren entstand ein Zwist unter den Grafen von Holstein, so daß beide Parteien zu den Waffen griffen. Die Dithmarscher benutzten diese Gelegenheit und rückten verheerend und brandschatzend bis Kiel vor. Mit Beute beladen wollten sie auf verschiedenen Wegen in ihre Heimat
- ↑ Es war der sogenannte Hasenkrieg, im Jahre 1289. S. Eelbo, Dithmarscher Balladen, Seite 15.
Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/035&oldid=- (Version vom 16.4.2023)