Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges | |
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von Westen durch die Nordsee, im Süden bildet die Elbe die Grenze und im Norden deckten es weitgezogene Gräben und Festungswerke. Viele Herren besaßen diese Küste im Laufe der Zeiten, manche wurden von den Einwohnern getötet, manche vertrieben oder mit Gewalt unterworfen. Nach den Sachsen, welche die Dithmarscher nebst einigen Nachbarstämmen zuerst beherrschten, melden die Annalen von Grafen, unter deren Botmäßigkeit sie standen. Unter ihnen ist einer mit Namen Dedo, der von den Bauern getötet wurde und als seine Witwe Ida, eine Suevin von Geschlecht (ihre Oheime waren Kaiser Heinrich III. von väterlicher und Papst Leo VIII. von mütterlicher Seite), einen Grafen Etheler geheiratet hatte, ward ihr das gleiche Schicksal zuteil. Der dritte nach Etheler, Rudolf Marchio, der durch Erbfolge das Land erhalten hatte, wurde ebenfalls umgebracht und nachher auch sein Sohn. Größer noch war die Schandtat die das Volk an seiner Gattin Walpurga ausübte. Ihre Feste Boeklenburg, wo der Mord geschah, ward niedergerissen und zerstört. Ihr selbst schnitt man die Nase ab, verstümmelte ihr die Ohren und warf sie in den Strom, der noch heute davon seinen Namen hat. Rudolfs Bruder Hartwig, auf den das Recht der Herrschaft überging, übertrug sie dem Bischof von Bremen und ließ sich selbst in Stade nieder. Später unterwarf Heinrich der Löwe das Land der Dithmarscher und schenkte dem Abte zu Stade mehrere Besitzungen. Als er aber ins Land kam, um den Zehnten einzufordern, wurde er erschlagen, und seine Besitzungen erhielten andere Namen, um das Andenken an den gezahlten Tribut auszutilgen. Im Jahre 1186 zwang Adolf III., Graf von Holstein, die Dithmarscher zur Unterwerfung. Als aber die Dithmarscher den angesiedelten Adel aus dem Lande jagten, überließ Adolf dem Bischof Hartwig von Bremen die Herrschaft über das widerspenstige Volk. Hartwig, aus dem holsteinischen Grafengeschlechte stammend, war ein streitbarer Herr, und kam, unterstützt von den Grafen von Oldenburg und Schauenburg, mit großer Heeresmacht nach Dithmarschen. Er verwüstete das Land und zwang die Einwohner zur Uebergabe. Sie versprachen, Gehorsam zu leisten und einen jährlichen Tribut
Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/034&oldid=- (Version vom 16.4.2023)