kam darüber in ein recht bedenkliches u. melancholisches Wesen. Der Heiland schenkte mir zwar manchen Gnadenblick, da ich aber meine schlechten Ecken doch noch nicht gründlich erkannte, ging es sehr abwechselnd mit mir. Im Jun. desselben Jahres wurde ich ins ledige Schwesternchor aufgenommen, u. einige Zeit darauf in einer Mädchenstube als Gehülfin angestellt. Anno 1755 gereichte mir eine gründliche Unterredung mit der seligen Anna zum großen Segen. Der Heiland schenkte mir Gnade, mich selbst im rechten Licht zu erkennen, u. da sahe ich, daß der Hochmuth bey mir viel tiefer saß, als ichs je geglaubt hatte. Ich schämte mich darüber vor dem Heiland, u. erhielt einen kräftigen Trost Seiner Vergebung. In diesem Jahre zog ich auch ins Chorhaus ein, da mir der grade u. aufrichtige Umgang meiner Chorgespielen zu vielem
: Gemein-Nachrichten - Beylagen I-IV 1788,5. , Herrnhut 1788, Seite 242. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:GN.A.250_Gemein-Nachrichten_1788,5.pdf/248&oldid=- (Version vom 6.2.2025)