bekundet: Am Tage nach dem Morde sei Buschhoff zu ihr, die sie eine halbe Stunde von Xanten entfernt wohne, gekommen, um ihr ein Kalb abzukaufen. Es sei ihr aufgefallen, daß Buschhoff so roth im Gesicht war. – Präs.: War es an diesem Tage sei heiß? – Zeugin: Jawohl. – Präs.: Dann ist es doch erklärlich, daß Buschhoff roth im Gesicht war, zumal er doch weit gegangen war. – Zeugin: Das mag sein. – Präs.: Sie waren aber der Meinung, der Buschhoff sehe roth im Gesicht aus, weil er womöglich den Mord ausgeführt habe? – Zeugin: Jawohl. – Präs.: Haben Sie denn mit Buschhoff über den Mord gesprochen? – Zeugin: Jawohl. – Die Zeugin bemerkt, als ihr der Präsident erklärt hatte, daß sie entlassen sei: Sie habe an Buschhoff eigentlich nichts Auffälliges bemerkt.
Es wird hierauf nochmal Amtsrichter Dr. Riesbroeck vernommen.
Vertheidiger Rechtsanwalt Gammersbach: Ist es richtig daß Mölders erklärt hat: er habe am Peter-Paulstage gesehen, wie ein männlicher Arm, der aus dem Buschhoff’schen Hause hinausgestreckt wurde, den ermordeten Knaben in das Haus hineingezogen habe. Der Knabe habe 3 bis 4 Fuß von der Mauer gestanden?
Zeuge: Jawohl.
Auf weiteres Befragen des Vertheidigers bestätigt der Zeuge, daß aus dem Knaben Stephan Kernder bei dessen zweiter Vernehmung trotz aller Mühen kein Wort herauszubringen gewesen sei. Mallmann habe ihm zumeist Mittheilungen gemacht, die er nicht selbst wahrgenommen, sondern nur vom Hörensagen gewußt habe.
Fräulein Elise Kluge, Tochter eines Xantener Gastwirths, bekundet: Mölders habe am 5. Juli, an dem Tage, an dem er den Amtsrichter aufsuchte, 3 Schnäpse getrunken. Mölders sei am Vormittag bei ihnen gewesen.
Fräulein Küppers: Siegmund Buschhoff habe sie am Peter-Paulstage, Nachmittags zwischen halb 3 und 3 Uhr, sehr lange im Laden aufgehalten. – Präs.: Fiel Ihnen das auf? – Zeugin: An demselben Tage nicht, aber am folgenden Tage dachte ich: Siegmund Buschhoff müsse mit seinem langen Verweilen etwas bezweckt haben.
Es erscheint hierauf als Zeuge Kriminalkommissar Wolff (Berlin): Im Juli 1891 hatte ich im Berliner Polizeipräsidium Nachtdienst. Zu dieser Zeit kam ein kleiner jüdischer Herr zu mir und fragte, ob ich bereit wäre, nach[WS 1]
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: anch
Hugo Friedländer: Der Knabenmord in Xanten vor dem Schwurgericht zu Cleve vom 4. bis 14. Juli 1892. W. Startz, 1892 Cleve, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Der_Knabenmord_in_Xanten_(1892).djvu/41&oldid=- (Version vom 31.7.2018)