Wann war das? – Zeuge: Etwa gegen 10 Uhr. – Der Zeuge bekundet im Weiteren, daß Buschhoff an dem Peter-Paulstage bei der Pumpen-Kirmes sehr schweigsam gewesen sei, während er sonst sehr viel diskutirt habe. Auch sei es ihm aufgefallen, daß Buschhoff an jenem Nachmittage Kegel gespielt, während er sonst immer Karten gespielt habe. Ferner sei es ihm aufgefallen, daß Buschhoff nicht in die Scheune gegangen sei, wo der Leichnam gelegen hat, und daß, als er den Buschhoff am anderen Morgen besuchte, dieser gezittert habe.
Buschhoff bemerkt: Er hatte am Vormittage des 29. Juni 1891 einige geschäftliche Differenzen und sei mithin zum Diskutiren nicht aufgelegt gewesen. Daß er gezittert habe, bestreite er. Jetzt, infolge der weiteren Schicksalsschläge, zittere er wohl bisweilen, damals habe er aber nicht gezittert. Die Scheune, wo der Leichnam gelegen, habe er deshalb nicht betreten, weil ihm dies, da er zum jüdischen Priesterstamme gehöre, seine Religion verbiete. Jetzt thue es ihm allerdings leid, daß er diese Sünde nicht gethan, dann wäre ihm vielleicht das viele Unglück, daß über ihn und seine Familie gekommen, erspart worden.
Es werden alsdann eine Anzahl kleiner Mädchen und Knaben im Alter von 6–10 Jahren vernommen, die am Vormittage des Peter-Paulstages mit dem kleinen Hegmann auf dem sogen. Porteweg gespielt haben. Die Kinder vermögen etwas Wesentliches nicht zu bekunden.
Die folgende Zeugin, Frau Körner, bekundet, daß sie am Tage nach dem Morde der Buschhoff’schen Familie eine Photographie habe zeigen wollen. Die Buschhoffs haben sie in die Hinterzimmer nicht hineingelassen. Auch sei es ihr aufgefallen, daß die Frau Buschhoff und Tochter furchtbar blaß ausgesehen haben. – Präs.: Sie haben einen kleinen Sohn, Namens Stephan? – Zeugin: Jawohl. – Präs.: Wie alt ist das Kind? – Zeugin: 9 Jahre. – Präs.: Was hat Ihnen Ihr Sohn Stephan erzählt? – Zeugin: Stephan erzählte mir: Am Vormittage des Peter-Paulstages habe Frau Buschhoff das kleine Joanchen in ihr Haus gerufen und dem Kinde Kirschen gegeben, damit es einige Gänge machen solle; von diesem Augenblicke sei das kleine Joanchen nicht mehr zum Vorschein gekommen. Ich fragte den Stephan: weshalb er sich die Kirschen nicht verdient habe, der Kleine aber antwortete: Frau Buschhoff hat uns fortgejagt. – Präs: Wann hat
Hugo Friedländer: Der Knabenmord in Xanten vor dem Schwurgericht zu Cleve vom 4. bis 14. Juli 1892. W. Startz, 1892 Cleve, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Der_Knabenmord_in_Xanten_(1892).djvu/30&oldid=- (Version vom 31.7.2018)