wird den Stipendiaten fertig vorgelegt und von der Anstalt werden in den jeweiligen Vorlesungen von vorn herein die ersten Reihen oder Plätze für ihre Zöglinge belegt, wodurch diesen unter den Studirenden eine Art Auszeichnung zu Theil wird. Im Studienplan liegen natürlich nur die obligatorischen Vorlesungen des medicinischen Faches, da die Verwaltung naturgemäss sich um die Privatneigungen der einzelnen Stipendiaten nicht bekümmert, diese also in der Beziehung auf ihre Kosten völlig unabhängig sind. Ein Generalarzt steht der Anstalt vor, während mehrere im Hause wohnenden Stabsärzte für die Repititorien und das am Stiftungsfest stattfindende Schauexamen Sorge tragen. In der Eintheilung des Tages ist dann der Student völlig unbeschränkt, nur soll er um 10 Uhr Abends zu Hause sein, doch bewirkt ein Trinkgeld von 2½ Groschen, dass der Cerberus sich erhebt und das Thor öffnet, so dass ein regelmässiges Zuspätkommen weiter nichts als ein kleines pecuniäres Opfer im Gefolge zu haben pflegt.
Während wir demnach bei der Verfassung des Friedrich-Wilhelmsinstituts im Gegensatz zu der Freiheit aller übrigen Studenten nur einen bestimmten Studienplan durchgeführt sehen, den übrigens auch fast alle andern Studenten desselben Faches einzuhalten pflegen, da er schon wegen des nach zwei Jahren stattfindenden Tentamens durchaus nothwendig ist, so scheint ein Zwang nur in solchen
Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/186&oldid=- (Version vom 18.8.2016)