Als ein Vermächtniss der Vorzeit haben zwei Universitäten Deutschlands Anstalten bekommen, in denen die Erziehung und Unterhaltung der Studirenden auf Staatskosten erfolgt, und die wohl zu unterscheiden sind von einzelnen durch Erbschaft vermachten Logirhäusern, in denen Studenten als Stipendium nur eine freie Wohnung erhalten, wie solche besonders in Königsberg und Tübingen vorkommen. Jene beiden Universitäten sind Berlin, die jüngste aller Universitäten, und eine der ältesten deutschen Hochschulen, die schwäbische Landesuniversität Tübingen. Betrachten wir das medicinische Friedrich-Wilhelmsinstitut in Berlin, welches gewöhnlich die Pepiniere genannt wird, so wird die Aufnahme von einem für das Institut in Prima unter Leitung des Directors und eines Oberstabsarztes anzustellenden Vorexamen, einem befriedigenden Abiturientenzeugniss und der Berechtigung zum Freiwilligendienst abhängig gemacht, weil der Militärarzt auch militärtüchtig sein muss. Während der Vater sich zu einem kleinen Zuschuss verpflichtet, erhält der Stipendiat von der Anstalt monatlich eine gewisse Summe (30 Mark), wovon er Mittag, Frühstück und Wäsche bestreiten soll. Der Studienplan
Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/185&oldid=- (Version vom 18.8.2016)