es möglich sei, dass gerade Universitätsprofessoren, denen man gewöhnlich Verstand und Intelligenz nachrühmt, unter das Joch ihrer Ehefrauen kommen können, so ist unzweifelhaft, dass es in erster Linie die geringe körperliche Ausbildung ist, welche viele Professoren erhalten, und die sie frühzeitig zu alten Männern macht, eine Erscheinung, die durch sitzende Lebensweise, fleissiges Studiren und mangelhaftes Verdauen beschleunigt wird. Das Durchschnittsweib aber (und Professoren haben selten etwas mehr als das Durchschnittsweib, wenn auch das mit goldenen Säcken ausstaffirte, öfters sogar wird ihnen etwas tief unter dem Durchschnitt zu Theil) klebt am körperlichen und vermag sich nicht in die geistige Sphäre vollständig zu erheben, und vom körperlichen zu abstrahiren; denn alle ihre psychischen Fäden fliessen in Sinnlichkeit zusammen. Wie nun eine richtige Frau niemals von einem Opernsänger entzückt sein wird, bloss weil er herrlich singt, sondern nur dann, wenn er über körperliche Vorzüge gebietet, wie Niemann, Stegemann u. a., so wird sie auch niemals durch die höhere Intelligenz oder die Kenntnisse eines Mannes besonders erbaut werden, und nur dann von ihrem Mann ganz entzückt sein, wenn er auch körperlich ansehnlich ist. Ist er das nicht, und hat sie ein leidenschaftliches Temperament, so gilt ihr jeder feurige Student oder Fähnrich zweifellos mehr als ihr Gatte, dessen Ruhm in der Welt bekannt ist, und es braucht nicht daran erinnert zu
Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/144&oldid=- (Version vom 17.8.2016)