werden, dass derartige Fälle von Liebschaften und Abenteuern in der akademischen Welt nicht ungewöhnlich sind.
Eine weniger leidenschaftliche Frau, besonders wenn sie im Gegensatz zu einem alternden oder physisch schwachen und heruntergekommenen Mann über einen kräftigen und lebensvollen Körper gebietet, wird ihr Uebergewicht in andrer Weise auslassen, indem sie zunächst ihren Gatten unter das strenge Joch eines Pantoffelknechtes beugt. Da nun aber in Deutschland wenigstens und noch heute von der akademischen Welt in den Augen der Menge der Mann viel mehr gilt als die Frau, so kann die letztere nicht umhin, auch den unansehnlichen Mann als Folie zu benutzen, was besonders für das gesellschaftliche Leben zu einer Nothwendigkeit wird. Denn in Professorenkreisen pflegen die Frauen nicht ohne die Männer Gesellschaften zu besuchen, obschon auch in dieser Beziehung die Leidenschaft des Weibes und sein Vergnügungseifer eine Aenderung jenes Princips herbeizuführen begonnen haben, indem von manchen schon ganz reducirten Männern die Frauen allein in Gesellschaften zu kommen pflegen. Die herrschende Frau schleppt also den beherrschten Mann nicht nur vom frühen Morgen an zum Markt, wo sie vielleicht gemeinschaftlich Hühner einkaufen, oder in die Läden, vor denen er promenirend auf die beschäftigte Gattin, welche sich die langweiligen Stunden des Tages kürzen will, gehorsam wartet,
Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/145&oldid=- (Version vom 18.8.2016)