traun wir treten überhaup aus der Landeskirche aus. – Dazu habn wir ja das Rech! – Na ja. – Nu soll ich Sie aber, Herr Behring, in Auftrage aller Mitglieder bitt’n, daß Sie das Präsidium übernehmen möchtn.
Wolfgang: Herr Stein –
Stein: Erlaubn Sie mir noch’n Augenblick. Also wir wissen ja aus Ihren Schriften un Reden, daß Sie unser Mann sind. ’n Mann wie Sie müssen wir habn. Sie können unsern Gegnern die Sache gelehrt – oder vielmehr: wissenschaftlich aus’nandersetzen. Un ’n vorzüglicher Redner sind Sie ja auch. Aber die Haupsache is: Sie sind’n Mann, wovor jeder den Hut abnehmen muß.
Wolfgang (in größter Verwirrung): Mein lieber Herr Stein –
Stein: Sie glaub’n gaanich, Herr Behring, mit welcher Hochachtung un welchen Vertraun wir auf Sie blicken. Da solln unse Gegner mal kommen, Frau Behring, un Ihrem Herrn Gemahl was anhabn wolln –
Wolfgang (dessen Aufregung auf’s höchste gestiegen ist): Hmm – Magdalene – willst du nicht –
Scharff (der einen Blick Magdalenens aufgefangen hat): Herr Stein, ich bedaure, das Gespräch unterbrechen zu müssen; ich muß mich verabschieden. Gehn Sie mit? Ich glaube, Sie kommen lieber ein anderes Mal mit Ihrem Ersuchen. Herr Behring scheint heute nicht –
Wolfgang: Ich will mit Herrn Stein sprechen – ja – ich muß mit Herrn Stein sprechen.
Otto Ernst: Die größte Sünde. Conrad Kloss, Hamburg 1895, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ernst_Die_groesste_Suende.djvu/113&oldid=- (Version vom 31.7.2018)