weichn Stimme sag’n – (zu Magdalene:) so friedlich – so – sie war überhaup die beste Frau, die man sich denken kann. Na, schließlich sind wir denn gans aus ’m Holstein’schen weggezogen un hierher. Ja – richtig – das hätt’ ich beinah vergessen; nu wollt’n sie unse Kinder natürlich nich „ehrlich“ begrabn, un da habn sie sie auch richtig an der Kirchhofsmauer eingescharrt.
Wolfgang: Das geschah, damit Sie einen besseren Begriff bekämen von der Nächstenliebe.
Stein: Ja, das scheint beinah so. Na, den Mund hab’ ich hier ja nu auch nich haltn können, das hab’n Sie ja gesehn. Wie nu die Anklage gegen mich kam – sechs so große Seitn – da kriegt meine arme Frau ja ’n heillosen Schreck. Da hab’ ich ihr zugeredet un immer so gethan, als wenn ich so rech leichsinnig un froh war: „He, mir könn’n sie gaanix anhab’n“ un „Ich bin ja auch nich auf’s Maul geschlag’n“ un „du soll’s mal sehn, daß sie mich freisprechn“ un was man denn so sagt. Ich hab’s aber selbs nich geglaubt. (Halb für sich:) Ja – das war ’ne schwere Zeit. Na also gut: sie wurde gans ruhig, un den Termin hatt’ ich ihr gans verschwiegen; sie lag ja immer im Bett. (Erregt:) Da muß so’n verdammtes Weib aus der Nachbarschaff – (wieder ruhiger:) Na, sie hat sich ja auch nix Schlimmes dabei gedacht – die Leute sind ja zu dumm – da muß so’n Frauenzimmer ihr die Zeitung bring’n, wo die ganse Geschichte insteht. „Mein Gott, Frau Stein, das is
Otto Ernst: Die größte Sünde. Conrad Kloss, Hamburg 1895, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ernst_Die_groesste_Suende.djvu/111&oldid=- (Version vom 31.7.2018)