Angelo. Vollends mein braver Nicolo! der das Bad mit bezahlen müssen.
Marinelli. So? Verlust auf beiden Seiten?
Angelo. Ich könnte weinen! um den ehrlichen Jungen! Ob mir sein Tod schon das (indem er den Beutel in der Hand wieget) um ein Viertheil verbessert. Denn ich bin sein Erbe; weil ich ihn gerächet habe. Das ist so unser Gesetz: ein so gutes, meyn’ ich, als für Treu und Freundschaft je gemacht worden. Dieser Nicolo, Herr Kammerherr –
Marinelli. Mit deinem Nicolo! – Aber der Graf, der Graf –
Angelo. Blitz! der Graf hatte ihn gut gefaßt. Dafür faßt’ ich auch wieder den Grafen! – Er stürzte; und wenn er noch lebendig zurück in die Kutsche kam: so steh’ ich dafür, daß er nicht lebendig wieder heraus kömmt.
Marinelli. Wenn das nur gewiß ist, Angelo.
Angelo. Ich will Ihre Kundschaft verlieren, wenn es nicht gewiß ist! – Haben Sie noch was zu befehlen? denn mein Weg ist der weiteste: wir wollen heute noch über die Gränze.
Gotthold Ephraim Lessing: Emilia Galotti. Christian Friedrich Voß, Berlin 1772, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Emilia_Galotti_(Lessing_1772).djvu/74&oldid=- (Version vom 31.7.2018)