Marinelli. So geh.
Angelo. Wenn wieder was vorfällt, Herr Kammerherr, – Sie wissen, wo ich zu erfragen bin. Was sich ein andrer zu thun getrauet, wird für mich auch keine Hexerey seyn. Und billiger bin ich, als jeder andere. (geht ab.)
Marinelli. Gut das! – Aber doch nicht so recht gut. – Pfuy, Angelo! so ein Knicker zu seyn! Einen zweyten Schuß wäre er ja wohl noch werth gewesen. – Und wie er sich vielleicht nun martern muß, der arme Graf! – Pfuy, Angelo! Das heißt sein Handwerk sehr grausam treiben; – und verpfuschen. – Aber davon muß der Prinz noch nichts wissen. Er muß erst selbst finden, wie zuträglich ihm dieser Tod ist. – Dieser Tod! – Was gäb’ ich um die Gewißheit!
Der Prinz. Dort kömmt sie, die Allee herauf. Sie eilet vor dem Bedienten her. Die Furcht, wie es scheinet, beflügelt ihre Füße. Sie
Gotthold Ephraim Lessing: Emilia Galotti. Christian Friedrich Voß, Berlin 1772, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Emilia_Galotti_(Lessing_1772).djvu/75&oldid=- (Version vom 31.7.2018)