hörte? – Ich wollte herein, und der Schurke von Bedienten trat vor.
Marinelli. Meine liebste, beste Gräfinn –
Orsina. Es war ein weibliches Gekreusche. Was gilts, Marinelli? – O sagen Sie mir doch, sagen Sie mir – wenn ich anders Ihre liebste, beste Gräfinn bin – Verdammt, über das Hofgeschmeiß! So viel Worte, so viel Lügen! – Nun, was liegt daran, ob Sie mir es voraus sagen oder nicht? Ich werd’ es ja wohl sehen. (will gehen.)
Marinelli. (der sie zurückhält) Wohin?
Orsina. Wo ich längst seyn sollte. – Denken Sie, daß es schicklich ist, mit Ihnen hier in dem Vorgemache einen elenden Schnickschnack zu halten, indeß der Prinz in dem Gemache auf mich wartet?
Marinelli. Sie irren sich, gnädige Gräfinn. Der Prinz erwartet Sie nicht. Der Prinz kann Sie hier nicht sprechen, – will Sie nicht sprechen.
Orsina. Und wäre doch hier? und wäre doch auf meinen Brief hier?
Gotthold Ephraim Lessing: Emilia Galotti. Christian Friedrich Voß, Berlin 1772, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Emilia_Galotti_(Lessing_1772).djvu/103&oldid=- (Version vom 31.7.2018)