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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Zweiter Band.pdf/237

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8) Freitag.... Museum. Hübner daselbst. Er sagt mir, daß auch Gruners Entwurf zu der Umrahmung des Holbein von ihm bekämpft werde. Das sehe ich, die Geschichte wird sich hinziehen bis zum Herbst. – Meine Komposition „Christi Darstellung“ im Reinen. Am Abend ist sogar ein sauberer Umriß zum Behuf der Uebertragung auf das Holz davon genommen....

11) Montag.... Neue Komposition: „Die Versuchung Christi“. Atelier. Gonne hat sich also um die Stelle an der Akademie im Gypssaal beworben. Ich würde mich freuen, wenn seine Bewerbung von Erfolg wäre, und werde sie unterstützen so viel als möglich. Rietschel, dem ich am Abend auf der Terrasse begegne und diese sowie auch die Aufstellungsangelegenheit (Holbein) mit ihm bespreche, ist ganz meiner Ansicht in Betreff Gonnes. Schönherr theilt mir mit, daß wir den Maurer Strohbach nur haben können, wenn wir ihn für den ganzen Sommer engagiren. Das kostet sehr viel, wir werden aber ohne ihn nicht durchkommen. Ich suche Bendemann in seinem Atelier auf, um die Sache mit ihm zu besprechen. Bendemann ist dafür, daß Strohbach engagirt werde. Wegen der nöthigen Farben muß ich nach München schreiben. Die Kirche macht mir viel zu schaffen. Bei dieser Gelegenheit sehe ich auch Bendemanns Untermalung des Bildes Nausikaa und Ulysses. Bedeutend ist die Arbeit nicht....

12) Dienstag. Schönherr ist gestern mit Bendemann nach Strehlen gegangen, wo Strohbach jetzt arbeitet, um ihn für die Kirchenarbeit zu engagiren. Die Christusfigur wird bald aufgezeichnet sein, dann noch eine Engelsgruppe ins Große übertragen und, so Gott will, die Ausführung in der Kirche begonnen werden. Ich suche den Herrn Bischof Forwerk und den katholischen Hofprediger Lange auf, um mit ihnen die Angelegenheit zu besprechen, finde aber weder den einen noch den anderen. – Mein Entwurf zur „Versuchung Christi“ fertig....

13) Mittwoch Brief an Schlotthauer[1]. Da wir die Farben zu der Malerei in der katholischen Kirche aus Berlin nicht beziehen können, wie Bendemann berichtet, so wende ich mich auf seinen Rath nach München, um dieselben zu erlangen. Und an wen könnte ich mich wohl mit größerem Vertrauen wenden als an Schlotthauer? Freilich wird sein Streit mit dem verstorbenen Hofrath Fuchs[2] dabei in Erinnerung gebracht, indeß wird er seine Mißhelligkeiten unserer Sache nicht entgelten lassen. – Museum. Restaurationszimmer. Die Venus von Guido, die zu blättern droht, ist tüchtig mit Balsam copaivae getränkt worden. Trotz der doppelten Leinwand und des Oelgrundes steht der Balsam in Tropfen auf der Oberfläche des Bildes, und es ist zu hoffen, daß die Operation wirksam sich erweisen werde....

14) Donnerstag. Gestern erhielt ich die Nachricht, daß die Vase für den Minister von Behr vollendet und jedenfalls diesen Morgen in der Niederlage zu sehen sei, weil sie bereits 1/2 9 Uhr in das Bibliothekzimmer des Königs gebracht werden soll. Ich begebe mich um 1/4 9 Uhr in die Niederlage, wo ich die Vase sehe. Sie ist recht gut ausgefallen, und das Bild befriedigt mich mehr, als ich erwartete.... Prinz Napoleon ist heute hier angekommen.

15) Freitag.... Noch hat der Prinz das Museum nicht betreten; wie ich am Abend höre, ist er mit unseren Prinzen am Vormittag nach Räcknitz gefahren, um Moreaus Denkmal oder vielmehr von dort aus das Schlachtfeld des Kampfes bei Dresden zu sehen. Man sagt, des Prinzen Gesicht erinnere sehr an seinen großen Oheim. Eine neue Aufzeichnung: „Die Geburt des Johannes“, die ich gestern begonnen, schreitet rasch vorwärts....

16) Samstag. Die Mappe mit den Entwürfen und Schriften bezüglich des Holbein gelangen [so!] an mich zurück. Es haben sich Hübner, Bendemann, Rietschel und Peschel auch gegen den Grunerschen Entwurf erklärt. Bendemann zieht seinen eigenen Entwurf zurück und unterstützt den Hübnerschen. Auch Rietschel und Peschel sind günstig für den Hübnerschen gestimmt und meinen, der Auszeichnung der Holbeinschen Madonna sei ihr Recht widerfahren, wenn auch ein Paar andere Holbeinsche Bilder daneben hingen. Was nun zu thun? Ich suche Krüger und Gruner auf, um sie zu einer Besprechung der Angelegenheit aufzufordern. Diese wird für Montag festgesetzt. – Im Museum werde ich durch den Hoftrompeter in Kenntniß gesetzt, daß Prinz Napoleon morgen früh um 1/2 9 Uhr die Galerie sehen wolle. Galerie-Kommission. Das Bild von Wijnants (richtiger: Adriaen van de Velde] (No. 1111) [„Die Rinderheerde im Thor“ jetzt 1658] findet man in guten Stand gesetzt. Die Venus von Guido, welche sehr los war, ist mit Balsam getränkt und angelegt worden. Anderes soll nicht geschehen. An der Findung Mosis von Paul Veronese, die gereinigt und leicht gefirnißt worden, wird wenig gethan werden.... Um 7 Uhr Versammlung des Weber-Komitee. Rietschel hat eine Berechnung gemacht der nöthigen Gelder. Der Anschlag lautet auf 8000 Thaler. Wir haben nur etwas über 5000. Nun wird berathen, wie das noch nöthige Geld herbeigeschafft werden soll. Ein erster Schritt besteht darin, daß wir an den Cölner Gesangverein uns wenden, welcher demnächst nach London geht, und ihn bitten, ein Konzert für unsere


  1. Joseph Schlotthauer, 1789-1869, Maler.
  2. Johann Nepomukf Fuchs, 1774-1856, Mineralog.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/237&oldid=- (Version vom 4.7.2024)