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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Zweiter Band.pdf/236

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die Kommunbäckerei abschlägig beschieden worden und fingen am 18. April 1848 an, durch billigere Verkaufspreise dem Weiterbetriebe der Kommunbäckerei entgegen zu arbeiten, und zwar mit Erfolg: die Kommunbäckerei stellte ihren Betrieb, auch noch anderer Gründe wegen, am 25. Oktober 1848 ein. Sie hatte große Getreidevorräthe auf Lager, und da in 8 Monaten der Preis für Roggen von 5 Thaler 20 Neugroschen auf 2 Thaler 20-25 Neugroschen heruntergegangen war, arbeitete sie zuletzt mit großen Verlusten. Auch war ein Brodmangel nicht mehr vorhanden und für einen Zuschuß aus der Staatskasse keine begründete Veranlassung mehr[1]). Bei Einstellung des Betriebs der Kommunbäckerei wurde der jährliche Bedarf an Getreide für die Stadt Dresden genau festgestellt; er war für das Jahr 1848: Roggen und Weizen 350 000 Scheffel, Gerste 50 000 Scheffel, Hafer 100 000 Scheffel, Erbsen 10 000 Scheffel, zusammen 510 000 Scheffel.

Bevor man sich entschloß, die Abgaben für den Getreidehandel völlig aufzuheben, erkundigte sich der Rath 1849 bei den benachbarten Städten Bautzen, Löbau, Pirna, Radeburg, Roßwein, Döbeln, Leisnig, Zwickau und Altenburg nach den dortigen Verhältnissen. Von den eingelaufenen Antworten ist besonders die des Bürgermeisters von Löbau bemerkenswerth, der statistisch nachweist, wie sehr sich die Einfuhr von Getreide nach Löbau seit Aufhebung der Abgaben erhöht hatte. Er bemerkt unter anderem: „Der Getreidehandel ist in Löbau schon seit 1843 frei, nur werden für jeden Wagen 6 Pfennig, für jeden Schiebebock 3 Pfennig erhoben. Unser Getreidemarkt ist uns nicht eine Geldquelle für unsere Kämmerei, sondern in seinem lebendigen Verkehre lediglich eine Verdienstquelle für unsere Bürgerschaft und für Stadt und Umgegend das wohlfeilste Getreidemagazin“[2].

In Dresden erfolgte dann am 1. September 1855 eine Aenderung des Regulativs über die Erhebung der indirekten städtischen Abgaben, und damit der Wegfall von Abgaben auf Körnerfrüchte[3].

Am 21. Juni 1850 hatte der Vorsitzende des landwirthschaftlichen Kreisvereins den Antrag gestellt, eine Getreidebörse zu errichten, die beschränkende Einrichtung des Marktwisches zu beseitigen, einen Lagerplatz für Getreide zu errichten und eine Vorschußkasse für eingesetztes Getreide damit zu verbinden[4] In der Rathssitung vom 6.  November 1850 wurde darauf beschlossen: es wird allwöchentlich Freitags eine Getreidebörse im Hôtel de Pologne, Schloßgasse 6, abgehalten; zur Einsetzung unverkauft gebliebenen Getreides stellt die Direktion der Zuckersiederei Packhofstraße 1 gegen tarifmäßig billige Vergütung paffende Lokalitäten[5]; der Marktwisch hat auf den Ein- und Verkauf von Getreide keinen Bezug. Am 15. November 1850 wurde die Getreidebörse im Hôtel de Pologne eröffnet. Schon früh hatte sich eine große Zahl von Ein- und Verkäufern eingefunden. Um 11 Uhr eröffnete Bürgermeister Pfotenhauer die neue Einrichtung mit einer Ansprache. Zur Förderung des Instituts und zur Vorbereitung passender Vorschläge wurde ein Komitee von 6 Mitgliedern (2 Kaufleuten, 2 Bäckermeistern, 1 Amtsinspektor und 1 Oekonom) gebildet. Am 28. Februar 1851 wurde dem Vorstande der Getreidebörse zur Bestreitung der erforderlichen Ausgaben ein für alle Mal 200 Thaler aus der Stadtkasse gewährt und Getreidemäkler nach einer Instruktion verpflichtet. Eine Erklärung des Raths vom 29. April 1853 machte, um Mißverständnissen zu begegnen, darauf aufmerksam, daß auf den Getreidemärkten ein Verbot des Vor- und Aufkaufs nicht mehr bestände, daß es daher an jedem Markttage Fremden wie Einheimischen ohne Unterschied gestattet sei, von Beginn des Marktes an Einkäufe zu machen[6].

Zu einer Getreidevorschußkasse ist es nicht gekommen. Am 16. Januar 1854 wandte sich der Dresdner Rath an die Präfektur von Paris um Auskunft über die dort eingerichtete Getreidevorschußkasse. Am 15. November 1854 erhielt er durch die sächsische Gesandtschaft die darauf bezüglichen Druckschriften, doch erschien ihm die Einrichtung einer solchen Kasse zu schwierig [7].


Aus Julius Schnorrs Tagebüchern.

XV.

1857.


Mai.

7) Donnerstag.... Ich schreibe meinen Bericht wegen der Schenkung der sieben Miniaturen von Friederike Dinglinger für die Königliche Galerie, welche wir Herrn Rud. von Römer zu verdanken haben, und gebe denselben in der Expedition der Sammlungen ab. Diese kleine Schenkung wird Veranlassung geben, daß wir in der letzten Abtheilung der Canalettos eine Vorrichtung treffen zur Aufstellung der Miniaturen, deren wir mehrere recht werthvolle haben.... Wieder ein Entwurf zur Bibel: „Christi Darstellung im Tempel und Simeons Weissagung"....


  1. C. XXXII. 83 Bl. 25.
  2. C. XXXI. 98.
  3. C. XXXI. 102f.
  4. C. XXXI. 98. Bl. 122.
  5. C. XXXI. 98 Bl. 138.
  6. C. XXXI. 98. Bl. 139.
  7. C. XXXII, 89.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/236&oldid=- (Version vom 4.7.2024)