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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Vierter Band.pdf/44

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XIV. Jahrgang          1905          Nr. 3.


Von diesen Blättern erscheinen jährlich 4 Nummern im Umfange von 1½ bis 3 Bogen. Bestellpreis für den Jahrgang
3 Mark. Die Vereinsmitglieder erhalten die Blätter unentgeltlich zugesandt.



Zur Beurteilung der Schlacht bei Dresden.
Von Generalleutnant z. D. Anton Larraß.
Eine Äußerung zu der Schrift von Dr. Franz Lüdtke:
Die strategische Bedeutung der Schlacht bei Dresden. Berlin 1904.

Dr. Lüdtke hat in seiner Arbeit – wie in neuerer Seit mehrfach geschehen – richtig hervorgehoben, daß für die Verbündeten Operationen zum Herbstfeldzuge 1813 nicht die Trachenberger Abmachungen, sondern die diese modifizierenden, im wesentlichen auf Radetzkys Eingaben zurückzuführenden Vorschläge von den verbündeten Monarchen Ende Juli 1813 zu Reichenbach Annahme gefunden hatten. Folgerichtig muß dieser letztere Plan als der endgültige, als die Basis für die Operationen der Verbündeten, wenigstens die einleitenden, angesehen werden.

Von dem, was nun die Lüdtkesche Schrift in Anknüpfung hieran über den Zug der böhmischen Armee nach Sachsen (August 1813) behandelt, fordert Verschiedenes die Kritik heraus. Zur Widerlegung Folgendes.

Zuerst ist der Entstehung des Trachenberg-Reichenbacher Planes zu gedenken.

Der Trachenberger Plan (Protokoll vom 12. Juli 1813) bezeichnet lediglich das Entwicklungsstadium für die Verbündeten-Operationen. Der Plan – von verschiedenen vorausgegangenen Vorschlägen hervor ragender Generale herrührend – ist in seiner schriftlichen Festlegung der Hauptsache nach als eine Vereinbarung zu betrachten über die in Denkschriften niedergelegten Auffassungen der Generale von Toll und von dem Knesebeck und über die Ansichten des Kronprinzen von Schweden. Diese vertraten anscheinend die Interessen der drei Länder und Heere, denen sie angehörten (Rußland, Preußen und Schweden[1].)

Die wesentlichen Punkte des Trachenberger Protokolls waren übereinstimmend mit den Angaben in der Lüdtkeschen Schrift kurz folgende:

Dreiteilung der verbündeten Streitkräfte:
Nordarmee (rund 120 000 Mann), schlesische Armee (damals rund 50 000 Mann angenommen), österreichische, später böhmische Armee (rund 120 000 Mann Österreicher, verstärkt durch Abgabe von 90- bis 100 000 Russen und Preußen von der schlesischen Armee, in Summa etwa 220 000 Mann).
Diese Dreiteilung unter der durchgedrungenen Anschauung, daß Österreich, richtiger die österreichische Armee, das erste Operationsobjekt Napoleons bilden dürfte und gegen dessen überlegenen Angriff zu schützen sei.
Zur Verwendung dieser böhmischen Armee nach allen Richtungen hin fand man ihre Aufstellung im „Bastion saillant“ Böhmens am geeignetsten.
Energische Offensive war mit dem Grundsatze zu betreiben: „Das Lager des Feindes sei der Sammelpunkt der Armeen“.
Vermeidung einer Schlacht war nur der schwachen schlesischen Armee vorgeschrieben, die, an der Elbe angekommen, die Vereinigung mit der Nordarmee anzustreben habe, falls nicht die Verhältnisse ihren Abmarsch zur böhmischen Armee verlangen.
  1. So äußert sich auch Major Friederich in seiner verdienstvollen „Geschichte des Herbstfeldzuges 1813“, dem neuesten, ebenso fesselnd wie unparteiisch geschriebenen Werke über jene Kriegsperiode, I. Band, S. 93–94.
  2. Empfohlene Zitierweise:
    Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/44&oldid=- (Version vom 11.1.2025)