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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Vierter Band.pdf/245

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der Fürsten abgehalten worden war, an der Tafel und fuhr bei häßlichem Regenwetter mit beiden Kurfürsten auf die Jagd. Die anderen Herren, unter ihnen der Fürst zu Anhalt, begleiteten indessen den König Rudolf in das Zeughaus, das von Kurfürst August in den Jahren 1559 bis 1562 im verfeinerten Renaissancestil erbaut worden war und noch lange Zeit wegen seiner Größe und seiner reichen Ausstattung mit Kriegsgerät großes Aufsehen erregt hat. Auch damals war dies der Fall. „Wir ließen“, schreibt der Anhalter, „die spanische Botschaft durch ein Dolmetschen fragen, wie’s ihm gefiele; lies er mir antworten: Es were ein ungleublich Dingk, das niemandes begreifen kunnte, er hette es denn gesehen“. Später stiegen die Herren noch in die weitausgedehnten Zeughauskeller hinab. „Da hat der Konigk beneben den Erzherzogen ein ziemlichen Leschdrungk bekommen, die spanische Botschaft haben wir[1] fast hart genotiget, aber sie hat sich dermaßen geweret, das, wie wir aus dem Keller kamen, krigten wir ein duppelt Gesicht, daß wir Gott dankten, daß wir unsere Herren zurecht brachten, konnten den Abend nit weiter aufwarten.“

Am folgenden Sonntag, den 17. April, hat es um 10 Uhr Tafel gegeben, der der Kaiser, obwohl er noch ziemlich hart über das Podagra geklagt hat, beiwohnte, „und seindt gleichwol unter guten Gesprechen die kleinen Gleslein flugks herummergangen“. Nach der Tafel hat der Kurfürst seinem Gaste Geschenke verehrt: „ein schön wunderlich kunstlich Druckwerk, viele wunderliche seltsame Sachen von schönen Stuffen, von Erz und allerlei Sachen“[2]. Hierauf hat sich auch Maximilian nach dem Zeughause und in dessen Kellereien tragen und darin führen lassen. Seiner Bewunderung über die Fülle des Heergerätes hat er den Wunsch hinzugefügt, daß guter Friede erhalten bleibe. Der Nachmittag brachte nun noch ein besonders herrliches Bankett, mit wunderlich künstlichem Zuckerwerk; es nahte der Abschied. Als das Wasser gereicht und das Gratias gesprochen war, ertönte Trompetenschall, und der Kurfürst forderte seine Gäste auf, in den Erker wallwärts, also nach Westen zu treten. Es wurde vor dem Schloß auf der neuen Festung, „so neulich erbaut“[3], ein Feuerwerk abgebrannt; bei dem „etzlich vil hundert Schos fein ordentlich geschehen“, obwohl der Regen der letzten Tage die Raketen in ihrer Wirkung beeinträchtigte.

Vier große Bilder waren zu sehen: zwei Herkulesgestalten und zwei wilde Männer, deren jeder unter sich ein sonderbares Getier hatte. Das erste wies einen Bären auf mit der Inschrift:

„Der kayserlichen Majestet
Zu ehrn aufgerichtet het
Churfürst Augustus dis feuerwerch
Mit diesen Riesen und den Zwerch.“

Das andere einen Hirsch mit dieser Schrift:

„Dies feuerwerch angerichtet het
Der Romischen kaiserlichen Majestet
Zum lustgefallen und ehrn
Seinem allergnädigsten Herrn
Hertzog Augustus Churfürst zu Sachsen –
Gott laß Sy beed zu wolfart wachsen.“

Das dritte einen Drachen und diese Schrift:

„Ut Hydram Hercules numerosum licet monstrum igne tandem vicit et mori docuit, sic Augustus Dux Saxonum et Elector Heros inclytus Sectam calvinistam in has terras irreptam et dissimulanter nutritam Deo vivente et supprimet et vincet.“[4]

Das vierte einen Löwen mit dieser Schrift:

„D. Maximiliano II. Imp. Maximo Caesari Augusto ob graciosissimum citius adventum Augustus Dux Saxoniae Elector gratulationes et observantia ergo f. C.“[5].

In jener Zeit hat August seinen Sieg über den Kalvinismus auch durch eine Münze verherrlicht: auch hier erscheint er als der gewappnete Held; er hält in seiner Hand eine Wage, in deren sinkender Schale das Jesuskind liegt, mit der Überschrift Allmacht, während in der zu leicht befundenen Schale die Wittenberger verdächtigen Professoren mit samt dem Teufel sitzen und die Umschrift Vernunft tragen.

An dem Schicksale des einen gefangenen Kryptokalvinisten, Dr. Peucer, der Melanchthons Schwiegersohn und einst des Kurfürsten Leibarzt war, zeigte Maximilian übrigens besondere Teilnahme. Er, der

immer kränkliche, ging August um dessen Loslassung


  1. Der Fürst spricht hier, wie immer, von sich allein.
  2. Von Prag aus dankte Maximilian am 6. Mai 1575 für „den Brunnen, das Truckwerck samt der Wiege and Vißhaut“, eben die Geschenke, die ihm auf des Kurfürsten Kosten nachgeschickt worden waren. H St A. Loc. 8499 Kaiser Max’ Schreiben 1564–1575. Bl. 55.
  3. Der Teil vom Wilschen Tore bis zur Elbe. S. Lindau S. 358.
  4. Zu deutsch etwa: Wie Herkules das vielköpfige Ungeheuer, die Hydra, endlich durch Feuer bezwang und sterben lehrte, so wird Augustus, Herzog zu Sachsen und Kurfürst, der ruhmreiche Held, die in diese Lande eingeschlichene und heimlich genährte kalvinistische Rotte mit Gottes Hilfe unterdrücken und bezwingen. – Freilich flog mit dem Bilde der drohenden Vernichtung auch der siegende Halbgott mit in die Luft!
  5. Dankeshuldigung für des Kaisers gnädiges Erscheinen. – Leist a. a. O. S. 38–39.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/245&oldid=- (Version vom 13.2.2025)