Gnaden ab dem Paret geschnitten, darauf von stund an Ir Maj., selbst unangesehen, daß Sie übl zu fueß gewest, mit der Kurfürstin angefangen zu tanzen“ [1]. Die beiden Kurfürsten tanzten oder schritten wohl dem Paare vor, der Administrator und der Fürst zu Anhalt nach. Beim Tanz erschienen auch der junge Herzog Christian und zwei Fräulein von Sachsen, zwölf und sieben Jahre alt. Mit der zwölfjährigen Prinzessin Dorothea, der ältesten Tochter der fürstlichen Wirte, tanzte, was viel bemerkt wurde, der König Rudolf von Ungarn, der Kaisererbe, viermal. Auch die Erz herzöge haben sich über dem Essen und im Tanze „fluchs gedummelt und sind guter Ding geweft“[2]. Der König von Ungarn hat dann mit der Tochter des böhmischen Kanzlers den welschen Tanz angefangen und vollendet; desgleichen der Erzherzog Ernst, dem „es ein wenig zierlicher von Statt ging“. „Auf diesen hat der Koningk noch einen seltsamen Tanz mit einem Stablicht (wohl Fackel) allein angefangen, welchen er nachher mit der von Pernstein verwechselt, und ist in unsern Augen slecht Dingk geweft“[3]. Als hierauf das Konfekt aufgetragen worden war, „davor man ein gulden Handquelen gewurffen“, hat man den Kaiser heimgeleitet, alsbald aber weiter getanzt.
Donnerstag den 14. April hat man früh wieder die Predigt besucht; dann besah man das vor dem Schloß nach der Elbe zu gelegene Münzhaus und bewunderte die Menge ungemünzten Goldes und allerhand zur Prägung gehörende kunstreiche Vorrichtungen; später wurde in einem schönen herrlichen Zimmer Tafel gehalten. Da der Kaiser nicht anwesend war, ist „seine Gesundheit flugks herummergangen, das man also zu Mittage eine zimliche Notturft bekommen“[4]. Nachmittags ritten oder fuhren alle – soweit sie nicht „über der Gesundheit an der Tafel sovil gekriget, daß sie nicht haben kunnen hinauf reiten“ – ungefähr eine gute halbe Meile von der Stadt, zogen dabei über ein „klein Kinheidlein“[5], welches nit über ein zwei Büchsenschuß von der Elbe gelegen, dahinter ein fein Platz Raumfeldt gewesen.“ Dies war durch Tücher eingeschlossen; der Kaiser, die Erzherzöge und die Frauen wurden in einen Schirm gestellt, um dem Jagen zuzusehen. Es wurden Hasen, zwei Wölfe und 35 Füchse hereingetrieben. „Da wurden endlich die Wind (die besonders schnellen Jagdhunde) so müde, daß sie nichts nach den Furffen gefragt und haben sich letztlichen die Fursse zur Were gefeßt, welches gar lecherlich und seltsam anzusehen gewesen; seindt aber lezlich alle erlegt worden.“ Als wichtigstes Wild galt ein Bär, den der Kurfürst von Brandenburg an der polnischen Grenze hatte fangen und bis nach Dresden in einem Kasten bringen lassen. Es war von August angeordnet worden, daß der Brandenburger, der Administrator von Magdeburg und der Fürst zu Anhalt ihn abfangen sollten, während die zusehenden Herrschaften, durch Adlige mit guten Spießen geschützt, in ihrem Schirm sitzen oder stehen blieben. Wider Erwarten „fil nun der Bär über die Tücher und lief holz ein." Da „ward jedermann die Weile lang“, und obwohl man von hinten her rief: „Gemach, gemach!“ damit die Kurfürstn nacheilen könnten, stürzten Menschen und Hunde hinter dem Untier her. Dem Anhalter, der zu Roß war, gelang es, den Bären „zu nehmen“; „doch nahm er“, so erzählte er mit Jägerhumor „uns bald den Spieß und hätte uns gern freundlich umbfangen, aber wir waren ein wenig behende, daß wir also von ihm kamen; er war aber so hart gestochen, daß er immer auf der Statt in einem Kreis herummer gingk“. Nun eilten Hunde und Menschen von neuem herzu, und der Fürst, der Administrator sowie ein Mann, Namens Blankenburg, stachen den Bären vollends tot. In diesem Augenblick riefen die endlich genaheten Kurfürsten wieder: „Gemach, gemach!“ so daß sich der Anhalter schnell entfernte. Aber sowohl vor den zwei Kurfürsten wie dann vor dem Kaiser wurde, da keiner sonst es gewesen sein wollte, ihm die Ehre des Erjagens und Erlegens zu gesprochen. „Wir vermerkten aber, daß wir nit gar großen Dank verdient; es war aber geschehen.“
Freitag den 15. April war eine Jagd zwischen Meißen und Großenhain, also wohl in der Burggrafenheide hinter Weinböhla angesetzt. Um dem Kaiser die Zufahrt zu erleichtern, bestieg man früh die Schiffe. Große Hirsche, die auch das Winterhaar verlassen hatten, mit ellenhohem Aufsatz, waren gestellt, doch freilich noch nicht zu richtiger Zeit. Nachdem der Kaiser die fünf größten herausgeschossen hatte, ließ man die andern wieder über die Tücher. Die Rückfahrt zu Wagen strengte den hohen Herrn an, so daß er „hernacher zimlich ungeschickt war, auch wieder nicht zur Tafel erschien“.
Obwohl diese Schwäche daß er nicht stehen konnte auch am folgenden Tage, Sonnabend den
16. April, anhielt, beteiligte er sich, nachdem ein Rat
- ↑ Dr.Hegenmüller n. a. O. Daß Kurfürst und Kurfürstin einen weißen Schleier oder ein weißes Band (die Clag) tragen, deutet auf eine Hoftrauer hin, während deren Dauer vielleicht nicht getanzt werden durfte. Das Abschneiden der Trauerzeichen löfte die Frage einfach und schnell. – Mutter Anna sah übrigens für Monat Juni ihrer Entbindung entgegen!
- ↑ Münchner Reichstagsakten a. a. O.
- ↑ Archiv für Sächs. Gesch. a. a. O.
- ↑ Wie arg es in den Tagen zugegangen sein mag, bestätigt eine Briefnotiz des Fürsten Christian von Anhalt-Bernburg (Archiv für d. Sächs. Geschichte XII. S. 101), wenn sie auch sicher über treibt: Etliche exempla tragica von vollsaufen; ein Graf von Zengarten, der mit Imperatore Maximiliano zu Dresden gewesen, sich tot gesoffen an der Tafel; auch ein Gernhauser, ein Märker.
- ↑ d. i. Kiefernheide, vielleicht das Blasewitzer Tännicht.
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/244&oldid=- (Version vom 31.8.2024)