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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Vierter Band.pdf/243

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Kurfürstin habe bei den gehabten Gastereien große Mühe und Sorge gehabt, so ist das zu glauben.

Sechs volle Tage ist Mar in Dresden geblieben (13. bis 18. April), am 19. ist er über Pirna wieder nach seinen Staaten zurückgereist. Trotz seiner Hinfälligkeit ist die Zeit mit viel Cafelei, mit Tänzen, Jagden, Fechtspielen, Feuerwerk und Besichtigungen aus gefüllt worden. Ritterliches Spiel ist, obwohl die vier Söhne des Kaisers und zahlreiche Adelige aus Sachsen, Böhmen und Österreich doch auch als Gäste anwesend waren, nicht getrieben worden, vielleicht aus Rücksicht auf den leidenden Zustand des Kaisers selbst.

Von den verschiedenen großen Banketten schildert der Fürst zu Anhalt eingehend das erste am Tage des Einzuges; der ungenannte Berichterstatter nach Regensburg zeichnet sogar die Sitzordnung der Fürsten bei Tafel auf. Es faßen im ganzen 17 Personen daran, elf männliche und sechs weibliche Personen. Kaiser und Kaiserin saßen an einer Schmalseite der Tafel nebeneinander, neben Kaiserin Maria die Kurfürstin Anna, die zu ihrer Rechten den König von Ungarn hatte. Neben dem Kaiser saß – charakteristisch genug für die Bedeutung der Weltmacht Spanien – der spanische Gesandte. Wenn er als einzige nicht fürstliche Person an diese Tafel gezogen wurde, so war zugleich verwandtschaftliche Rücksicht und politische Vorsicht dabei maß gebend. War doch der Kaiser, Philipps Schwager und Schwiegervater zugleich, beim Haupte der deutschen Lutheraner zu Gaste! – August saß zwischen dem Administrator zu Magdeburg und dem Fürsten zu Anhalt, ihm gegenüber das brandenburgische Ehepaar nebeneinander; nach dem unteren Ende der Tafel folgten die drei jüngeren Erzherzöge, die zwei fürstlichen Fräulein und der Herzog von Liegnitz, der Verlobte der Prinzessin zu Anhalt. Die sogenannte „bunte Reihe“ wurde, soweit sie überhaupt möglich war, kaum gewahrt. Kaiser und Kaiserin, der König von Ungarn und die Kurfürstin Unna hatten Stühle „mit gülden Stugk“ überzogen, während alle anderen Stühle nur roten Carmoisinsammet aufwiesen. Drei Edelleute standen neben der Kaiserin, dem spanischen Gesandten und dem Kurfürsten als „Tischdiener“ und „Fürsneider“: Graf Wilhelm von Schwarzburg, Nickel von Miltis und ein von Bünau. Es waren drei Gänge vorgesehen und Konfekt; jedes mal wurden zwölf Essen aufgefest, „und ist alles wol und herlich bereit und zugericht, überflüssigk an allen Orten mit guter Ordennunge bestellt vorhanden gewesen“. Die „Kaiserliche Majestät“, so berichtet der Fürst zu Anhalt, „beneben den anderen Herren seindt von guten Gesprechen gewessen und haben zimlich getrunken, daß wir für unsere Person einen zimlichen Anfang gehabt. In wärender Malzeit hat man musiciert auf allerlei Instrument, gantz liblich zu hörn gewesen, und ist alles fein still in dem Zimmer, allein denselben ersten abendt ein zinlich groß Gedrenge“.

Wie vor dem Niedersehen, so auch vor dem Aufstehen hielt der Hofprediger Doktor Mirus ein Tischgebet. An jenem ersten Tage, an dem auch nach des Briefschreibers Ansicht[1] die Fürsten „zimblich“ getrunken haben, widerfuhr dem Kurfürsten von Brandenburg etwas wenig Erbauliches. Es heißt in des Fürsten zu Anhalt Bericht[2]: „Wie sich nun die Malzeit geendet und man das Confect aufgehoben, seint wir andern alle aufgestanden und das Hantbecken und Gißfaß zu uns genummen, ist unser Vetter der Curfürst von Brandenburgk für uns mit der Handquelen hergangen und wie sie die Quelen werfen wullen, dretten sie ein Beitritt von einer Stuffen herrunder und fallen den langen wegk für Ir. Maj. für dem Tisch, darüber Ir. Maj. wol gelacht, wir andern es lieber anders gesehen; es war aber geschehn.“

Am zweiten Tage, Mittwoch den 13. April, gingen die evangelischen Herrschaften schon früh 7 Uhr in die Schloßkapelle, um eine Predigt des Doktor Mirus zu hören. Nach dem Bericht des Spaniers find sämtliche Fürstlichkeiten und das gesamte Hofgefolge bei dem Gottesdienste anwesend gewesen; waren doch manche in Maximilians Umgebung Protestanten. Vor der Predigt gab es sehr viel Musik; dann sangen sie Laudate dominum und viele andere Lieder. Nach alledem predigte Herr Martin Mirus, indem er den Psalm auslegte: Quare fremuerunt gentes"[3].

Nachdem die Mittagstafel in ähnlicher Weise wie am Tage vorher abgehalten worden, sahen alle von den Fenstern aus einer fechtschule" auf dem Schloßhofe zu. Dabei haben die zwei Kurfürsten mit den Majestäten allein in einem Fenster beisammen gestanden. Den Fechtern, deren vier Stunden dauernde Leistung die Spanier sehr ergößte, wurde „vil gelts ausgeworfen, darumben sy redlich gefochten, ainestheils auch tapfer zerklopft, und diejenigen, so sich vor anderen verhalten, seind von Ihr Churf. Durchlaucht zu Hof mit Diensten angenommen worden“[4]. Eine auf des Kurfürsten Befehl eigens errichtete Schaubühne fiel zusammen, wodurch zwei Personen Beinbrüche erlitten. Später hat der Kaiser trotz seiner Leibesschwachheit, gewiß zur Unterhaltung der zahlreichen jüngeren Leute, „einen Tanz begehret. Alles ist auf den Saal gegangen; der Kaiser ist nach der herrlichen Musik mit der Churfürstin in ein Gespräch geraten, hat Ir die Clag, so ein weiß

Schlairl gewest, ab den Hals, desgleichen Irer Churf.


  1. Münchner Reichsarchiv s. o.
  2. Archiv für die Sächs. Geschichte 4. 253.
  3. Psalm 2, 1; von Luther übersetzt: Warum toben die Heiden?
  4. Dr. Hegenmüller bei Leist, a. a. O.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/243&oldid=- (Version vom 13.9.2024)