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Im Todesjahre Kaiser Ferdinands I., der 1547 in kriegerischen Zeitläuften Dresden besucht hatte, kam dessen Sohn, König Maximilian von Ungarn und Böhmen, zu Moritzens Bruder, dem Kurfürsten August, zu Besuch. Beide waren in jungen Jahren einander näher getreten. 1542 hatte sich auf Veranlassung Moritzens August als sechzehnjähriger junger Herzog am Hofe Ferdinands I. zu Wien aufgehalten und dort den jungen Max kennen gelernt. Hatte es ihm an dem Wiener Hofe auch nicht sonderlich gefallen – denn er sehe dort nicht viel mehr als daheim – so wurden doch die Freundschaftsbande, die er mit Max anknüpfte, für später sehr wichtig. Vor allem in der großen Krisis, die 1551 und 1552 das deutsch-spanische Haus Habsburg erlebte. Max, der den Plan Karls V., seinen Sohn Philipp auch in Deutschland gekrönt zu sehen, zu durchkreuzen streben mußte, näherte sich den Wettiner Brüdern, und nicht zu seinem Schaden. Denn Karl V. verlor durch Moritz seine umfassende Weltstellung, dem deutschen Zweige des Hauses Habsburg wurde dagegen die Weltstellung gerettet. Das erhielt auch nach Moritzens Tode das enge Band zwischen Dresden, Prag und Wien. Ferner hatte Maximilian inzwischen eine entschiedene Neigung zur reformatorischen Lehre gezeigt. August aber wurde, schon als Erbe Moritzens, der Führer der Protestanten im Deutschen Reiche. Es ist hier nicht der Platz, die interessante Persönlichkeit Maximilians, eines äußerlich anmutigen, gut begabten, beredten und liebenswürdigen Mannes, genauer zu schildern. Gewiß ist, daß Fürsten und Völker in protestantischen Landen stark auf ihn hofften; man sah in ihm den zukünftigen ersten protestantischen Kaiser im Reiche. Noch immer ist es nicht ganz klar und entschieden, wie seine Haltung in dieser wichtigsten Frage seiner Zeit, ja seines Lebens selbst, aufzufassen ist; der Streit der Meinungen darüber ist lebhaft genug. Die einen sehen in ihm den innerlich begeisterten und glaubenstreuen Protestanten, der nur aus äußeren Gründen dem Druck der katholischen Umgebung nachgab, die anderen dagegen den klugen Hinhalter, der sich den Protestanten geneigt gezeigt habe, um politisch vieles zu erreichen, was sonst unmöglich gewesen wäre, kurz den religiös-politischen Heuchler. Das interessante, zuletzt über diesen Gegenstand erschienene Buch von R. Holtzmann: Kaiser Maximilian II. bis zu seiner Thronbesteigung (Berlin 1903) weist auf Grund weitschichtigen Materials ziemlich überzeugend nach: Maximilian war ein entschiedener Gegner des Papstes und der Papstkirche, ein Freund der neuen Lehre. Vor dem letzten Schritt, selbst überzutreten oder seine Länder zu reformieren, scheute er jedoch aus Vorsicht gegenüber seinem Vater, aus politischen Rücksichten auf seine und seines Hauses Erbberechtigung in Spanien und aus dem Bedenken, daß er, in einen offenen Streit mit dem Vater geratend, von den protestantischen Fürsten keine Unterstützung erhalten werde, und ferner abgestoßen von den traurigen Streitigkeiten, die zwischen Anhängern der neuen Lehre – hie Wittenberg, hie Genf – ausbrachen und immer heftiger tobten. In den Zeiten, da er sich mit dem Gedanken einer Möglichkeit trug, offen Protestant zu werden und daraus
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/234&oldid=- (Version vom 11.2.2025)