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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Vierter Band.pdf/20

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ein- und ausgehen zu lassen, auch, wenn nötig, ihm jemand zur Handreichung beizugeben, besonders aber ihn anzuweisen, wo er „den Anfang und das Ende machen solle“. Brunn anderseits erhielt den Befehl, dem Maler einen Kompaß nach Wunsch gegen dessen „Bekenntnis“ zu überlassen, aber auch auf richtige Zurücklieferung des Instrumentes nach dem Gebrauche acht zu haben[1].

So nahm das Werk Mitte August seinen Anfang. Schon in den ersten Tagen des Septembers war die Ausmessung des Zeughauses beendet. Der Zeugmeister selbst unterstützte den Fortgang der Arbeit noch, indem er den Kammerrat Moser am 3. September auf die rechtzeitige Ausstellung der Anweisungen für Schloß und Stall aufmerksam machte[2], die mit des Kurfürsten Unterschrift am 12. d. M. an den Stallmeister und den Hausmarschall Georg Pflug mit gleichem Wortlaute abgesandt wurden[3]. Sie besagen: Vogel habe den Auftrag, die genannten „ansehnlichen“ Gebäude auf architektonische Weise abzuzeichnen und in Grund zu legen, zumal mit der Stadt Dresden bereits ein Anfang gemacht und auch das Zeughaus schon ausgemessen wäre. Die erwähnten Hofbeamten sollten dem Beauftragten jemand zuordnen, der ihn durch alle Gemächer führe, damit alles ordentlich verzeichnet und abgemessen werden könnte.

Am 25. Oktober war auch diese größere Aufgabe, die Ausmessung und Abzeichnung des Schlosses und des Stallgebäudes, zu Ende geführt. Es sollte nun jedes dieser Denkmäler Dresdner Kunst – zuvörderst das Zeughaus – nach besonderer Größe in reine Abrisse gebracht werden. Diese Verrichtung erforderte natürlich, ebenso wie das Ausmessen, Zeit. Der vom Kurfürsten gestellte Termin Michaelis war indessen schon vorüber. Vogel, der die Arbeit nicht übereilen, sondern seinem Herrn zum wirklichen Nutzen übergeben wollte, glaubte die zuerst verlangte Darstellung des Zeughauses nicht vor „Heilig-Drei-König“ 1622 liefern zu können, und versprach, dann auch über die Vollendung der andern Bilder sich auszusprechen[4]. Letztere zog sich bis zum Jahre 1623 hinaus. Wir haben damit die Geschichte der kleinen Ansichten von Schloß und Stall kennen gelernt, deren drei sich noch heute im Grünen Gewölbe befinden und auf die später noch eingegangen werden muß.

In den folgenden Jahren sehen wir den Künstler wiederholt für den Hof und einige diesem nahestehende Persönlichkeiten beschäftigt. So hat er 1623 einen eigentümlichen Auftrag des Hausmarschalls Pflug erledigt. Er hat auf dessen Begehren „Perspectiv Gebäu“ – ob die eben genannten? – gefertigt und davon noch 43 Taler zu fordern. Da der Müller, der ihm „zu Verfertigung des Junckherrn Sachen“ Mehl geborgt hat, den Künstler so ungestüm drängt, daß dieser – wie er sich ausdrückt – sich mit Gewalt endlich vor ihm werde wehren müssen“, fordert er die Bezahlung des Rückstandes. Er bemerkt dabei: er hätte den Junker nicht überteuert, hätte vielmehr für „solche herrliche Werke“ von einem andern wohl viermal mehr genommen, wie ihm auch vordem von andern Personen, denen er dergleichen Sachen geliefert hätte, weit mehr zu Danke zugestellt worden wäre[5]. 1628 fertigte der Meister „Churfürst Johannis Georgii des 1. Nahme perspectivisch gerißen“, das sich, in „weiß Pergamen“ gebunden, später im Grünen Gewölbe befand und von dort am 10. Mai 1661 mit einer Anzahl Bücher und Landkarten auf Befehl des Kurfürsten Johann Georg II. in die Kunstkammer gegeben wurde[6]. Über das spätere Schicksal dieser – wohl künstlerisch unbedeutenden – Zeichnung wissen wir nichts.

Trotz der mannigfaltigen Beschäftigung Vogels blieb seine äußere Lage nach wie vor eine gedrückte. Schon in den zwanziger Jahren suchte er gelegentlich um den früher bezogenen wöchentlichen Taler[7], ein andermal um einen halben Schragen Holz und zwei Scheffel Korn „aus Gnaden in dieser schweren Zeit“ nach[8]. Aber besonders seine letzten Lebensjahre geben uns ein Bild von den dürftigen Verhältnissen, unter denen der Meister schaffen mußte. Daß die fortgesetzte Sorge ums Allernotwendigste nicht erfrischend und aufmunternd auf den vom Unglück Verfolgten einwirken konnte, versteht sich, und daraus, wie auch aus den geschichtlichen Vorgängen, erklärt es sich, daß wir im vierten Jahrzehnt nur wenige Werke aus des Künstlers Hand hervorgehen sehen. Die Pest, die 1630 ihren furchtbaren Einzug in Dresden hielt, die Einquartierungen, die Teuerung der Lebensmittel – alle diese Begleiterscheinungen des großen Völkerkrieges brachten doch auch Tausende anderer Familien unserer Stadt an den Bettelstab oder in ein frühes Grab. In dieser schweren Zeit mußte Vogel sogar Sorge darum tragen, wo er

und die Seinen – es war ihm noch sein Weib und


  1. Ebenda Bl. 34.
  2. Ebenba Bl. 31.
  3. Ebenda Bl. 33.
  4. Ebenda Bl. 32.
  5. H.-St.-A. Loc. 4520 Bestallungen 1601 – 50. Vol. II. Bl. 87. – Aus demselben Jahre 1623 hat sich noch eine Notiz erhalten, nach der Vogel, der unter die Handwerksleute gezählt wird, „25 fl. 13 gr. an 25 fl. zu 20 gr.“ für das Quartal Trinitatis 1623 erhielt, s. H.-St.-A. Loc. 7341 Wochen-Auszüge über der Churfürstl. Sächß. Renth-Cammer Einnahmen und Ausgaben in dem Quartal Trinitatis 1623 Bl. 268b.
  6. H.-St.-A. Loc. 9835 die Churfürstliche Kunst-Cammer belangend. 1593 – 1694. Bl. 186. Akten der Generaldirektion Xa,22 [Einnahme der Kunstkammer 1658 – 79] S. 64. Im Inventar von 1741 (ib. X,22) ist die Zeichnung nicht mehr erwähnt.
  7. H.-St.-A. Loc. 7327 a. a. O. Bl. 23.
  8. Loc. 7335 Allerhandt Vortragen – Bl. 316.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/20&oldid=- (Version vom 21.12.2024)