3 Mark. Die Vereinsmitglieder erhalten die Blätter unentgeltlich zugesandt.
Wenn auch die äußere Geschichte des Dresdner Maiaufstandes im allgemeinen feststeht, so dürften doch gleichzeitige Berichte von Augenzeugen und Teilnehmern an diesen für Dresden und ganz Sachsen folgenschweren Ereignissen von Interesse sein, zumal wenn sie gewisse Vorgänge während des Kampfes in einem etwas anderen Lichte erscheinen lassen, als es in den offiziellen Druckschriften geschieht. In Hermann Köchlys Nachlasse befindet sich nachfolgender Brief des 1901 verstorbenen Dresdner Kaufmanns und Börsensensals Gustav Schwender, eines der treuesten Freunde Köchlys aus seiner Dresdner Zeit[1]:
Mein geliebter Freund!
Dir meine gränzenlose Freude über Deine glücklich bewerkstelligte Rettung mit Worten zu schildern, ist mir nicht möglich. Laß Dir dagegen sagen, daß ich namenlose Angst um Dich ausgestanden habe, wenn ich im Falle Deiner Habhaftwerdung an die Folgen einer langen Untersuchungshaft dachte. Doch wozu mich noch mit diesen düstern Gedanken beschäftigen. Dem Himmel sei Dank, Du bist frei und geborgen.
Deine Gattin, welche so gütig war mir Einiges aus Deinen interessanten Kreuz- und Querfahrten mitzutheilen, beauftragte mich, Dir die verlangten Schriften zu besorgen. . . . Vom Dir. Berthelt[2], welcher große Freude bezeugte, Dich in London geborgen zu wissen, u. Dich herzlichst grüßen läßt, erhielt ich 4 Expl. der Lehrerzeitung 1–13. Ich lege bei: 1., den heutigen Anzeiger, welcher einen Masse-Steckbrief enthält, worin Du wieder mit schwarzlockigem Haar figurirst. Ueber dies Signalement ist hier viel gelacht worden. 2., das letzte Plakat der provisor. Reg. welches nicht mehr zum Anschlag gekommen. Unseres Gerber’s[3] Steckbrief finde ich heute nicht wiederholt, glaube aber daß es nur vergessen worden, u. will nicht fürchten, daß man ihn aufgegriffen. Mir wurde versichert er sei mit Klepperb.[4] in der Schweiz. Heubner[5], Blöde[6],
- ↑ Vgl. E. Böckel, Hermann Köchly 1904, S. 125 u. a. Der Brief wurde mir freundlichst vom Verfasser dieser vortrefflichen Biographie mit Genehmigung von Köchlys Hinterbliebenen überlassen.
- ↑ Der um das Dresdner Volksschulwesen hochverdiente nachmalige Oberschulrat, s. Allg. deutsche Biographie Bd. XLVI, 443 f.; der ursprüngliche Plan Köchlys, nach London zu flüchten, war fallen gelassen worden, da Brüssel ein hinreichend sicheres Asyl bot.
- ↑ Dr. Bernhard Philipp Gerber aus Sonnenberg, Privatgelehrter; Wohnung: Packhofstr. 3.
- ↑ Klepperbein, Arzt, s. Böckel, H. Köchly, S. 165.
- ↑ Über ihn und seine Brüder vgl. Dresdner Zeitung 1850 Nr. 141; über seine Überführung nach Waldheim ebenda Nr. 170. Seine Biographie in der Allg. d. Biographie Bd. L S. 285 ff.
- ↑ Advokat Gustav Blöde, Landtagsabgeordneter und Stadtverordnetenvorsteher, Schwager von Robert Prutz. Das Justizministerium ordnete zunächst seine Entlassung ohne Kaution an (Christabend 1849), das Appellationsgericht jedoch verurteilte ihn zu zehnjähriger Zuchthausstrafe; als er die Ladung zur Publikation des Erkenntnisses erhalten, verließ er Dresden, vgl. Dresdner Zeitung 1850 Nr. 80 S. 327, Nr. 85 S. 347. Seine Abschiedsworte
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/118&oldid=- (Version vom 18.2.2025)