Akademie zu Venedig, Bersato, seine Beiträge. Als Vertreter Rußlands erschien seit 1811 alljährlich der Kais. Russ. Wirkl. Staatsrat und Hofarchitekt Ritter von Brenna mit feinen architektonischen Zeichnungen; 1824 trat der Kais. Russ. Hofmaler Professor Bosse an dessen Stelle. Von Kopenhagen aus sandte der einflußreiche Akademieprofessor und -direktor Chr. Wilh. Eckersberg seit 1828 Arbeiten ein.
Aus der Zahl selbständiger auswärtiger Künstler, welche die Dresdner Ausstellungen beschickten, sei nur die bekannte Freundin Goethes und andrer großer Zeitgenossen, Louise Seidler, hervorgehoben, die in treuer Anhänglichkeit während ihres italienischen Aufenthaltes und dann von Weimar aus regelmäßig ihren Tribut entrichtete.
Typisch ist das zahlreiche Auftreten von Hofmalern größerer und kleinerer Höfe: überall her aus dem „heiligen römischen Reich deutscher Nation“ erschienen sie: von Ballenstedt, Neustrelitz, Cassel, Meiningen, Dessau, Carlsruhe, Köthen, um die künstlerische estime ihrer Höfe zu vertreten.
Besonders zu betonen aber in diesem Andrang fremder Elemente sind die lebhaften Beziehungen, die seit dem Jahre 1819 von München aus mit Dresden angeknüpft wurden. Eingeleitet durch zwei Mitglieder der dortigen Akademie: den berühmten Schlachtenmaler und Sittenschilderer Peter (von) Heß und den Historienmaler Joseph Schlotthauer, wurden sie von 1821 an durch namhafte Münchner Künstler, wie den Inspektor, späteren Direktor der Bildergalerie Max Joseph Wagenbauer, den Schlachtenmaler Albrecht Adam, den Architekturmaler Domenico Quaglio, sowie die Hofmaler Cogels und Macco fortgeführt, indem diese wiederholt ihre neuesten Schöpfungen in Dresden zur Ausstellung brachten. Umgekehrt ließ man jetzt auch in der sächsischen Akademie nach Werken dieser Künstler, nach Quaglio, Adam und Wagenbauer, fleißig kopieren, namentlich aber nach Heß, dessen Kosaken- und Bauernbilder mit großer Vorliebe gezeichnet wurden. – Diese künstlerischen Beziehungen Dresdens zu Bayerns Hauptstadt waren nicht zufällige, sondern das Resultat der geschichtlichen Entwicklung. Denn wie München für den Süden Deutschlands, so hatte Dresden allmählich für den Norden die führende Stellung in Fragen der Kunst sich erobert. Gegen Ende des Zeitraumes war das Wort in Erfüllung gegangen, das ein geistvoller Berichterstatter in der „Zeitung für die elegante Welt“ schon 1807 wie prophetisch niedergeschrieben hatte: daß Dresden „jetzt mehr als jemals die Pflegemutter der Künste im nördlichen Deutschland zu seyn, äußeren und inneren Beruf habe“. Und so sieht man denn auch in dieser Beziehung die Ausstellungen von 1801 bis 1830 sich zu vorwärtsweisenden ausgestalten.
Daß zu solchem Aufschwunge der Dresdner Kunst die Bekanntschaft mit auswärtigen Meistern nicht ganz ohne Vorteil war, läßt sich nicht leugnen. Unbedingt notwendig war sie jedoch nicht. Ja, sie konnte unter ungünstigen Umständen sogar verderbliche Folgen haben. Doch dieses Thema kann hier nicht weiter ausgeführt werden, da es allein eine kleine Abhandlung für sich beanspruchen würde.
In Kürze nur seien noch zwei kleine Gruppen von Ausstellern gestreift, die, im allgemeinen unbedeutend, dennoch auch einiges Erwähnenswerte boten. Es waren dies einerseits die akademischen Filialen zu Leipzig und Meißen, anderseits die Dresdner Erziehungsanstalten.
Die Leipziger Akademie, die unter der Direktion tüchtiger Maler, erst J. F. A. Tischbeins, dann V. H. Schnorrs, stand, wies zum weitaus größten Teile minderwertiges Schülermaterial auf, das sich aus Kunstdilettanten, Studenten und jungen Handwerkern zusammensetzte. Nur wenige selbst der Künstlernamen, die der offizielle Katalog bei dieser Anstalt verzeichnet, dürften heute auch dem Kunstforscher noch bekannt sein. In der Malerei verdienten nur etwa Gustav Jäger (später Direktor dieser Akademie), August Dietze und die Brüder Heinrich und Friedrich Brauer eine Erwähnung. Die besten Leistungen boten noch die Kupferstecher, die in Joh. Friedr. Bause († 1814) allerdings einen hervorragenden Lehrer hatten. Bildhauerei und Architektur lagen in jener Zeit an der Leipziger Akademie ganz darnieder.
Der einzige wirklich bedeutende Schüler, den die Anstalt damals vorgebildet hat, ist des zweitgenannten Direktors Sohn, Julius Schnorr von Carolsfeld. Sogleich aber sei einschränkend bemerkt, daß er der Leipziger Akademie nur bis zu seinem siebzehnten Jahre (bis 1811) angehört hat; seine eigentliche künstlerische Ausbildung hat er in Wien und dann in Rom genossen. Der Bildungsgang dieses merkwürdigen Mannes verlohnt es, ein wenig bei ihm zu verweilen. 1806, zwölf Jahre alt, beteiligte sich der Knabe zum ersten Male an der Dresdner Ausstellung. Er sandte „Hüons Kampf mit einem Löwen“, nach dem vierten Gesange des „Oberon“ von ihm selbst erfunden und gezeichnet, ein. Im nächsten Jahre bot er zwei Kopien, Federzeichnungen nach Lafage und – man staune! – nach Michelangelo, und als eigene Komposition ein Stück aus der römischen Geschichte: „Die Römer bieten dem Cincinnatus die Diktatorwürde an“. Gibt sich nicht schon in diesen Kinderleistungen ein kühner, eigenartiger Geist zu erkennen? Bedeutungsvolle Szenen aus der griechischen Mythologie und der biblischen Historie brachten auch die nächsten Jahre. Lebhaft an des Meisters spätere
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/107&oldid=- (Version vom 10.1.2025)