Verschiedene: Die zehnte Muse | |
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Und wenn die süsse reine Maid
Dem stürmischen Verlangen
Die ganze junge Herrlichkeit
Hingiebt in wehem Bangen,
Ein goldnes Sternschnuppflämmchen,
Indes in seinen Bart er lacht:
»Gesegne’s dir, mein Lämmchen!«
Der Herrgott findet seine Freud’
Der Herrgott und die Dichtersleut’,
Die doch auch leben müssen!
Ein Dichter, der nicht küssen kann,
Weil ihm die Mädeln fehlen,
Sich mit dem Dichten quälen!!
Die Liebe leiht der Leier Schwung.
Beschwinge dich, Gelichter!
So lang das Herz noch jung, jung, jung,
Und ob die Liebe sieben Tag’,
Ob sieben Jahr’ sie währe,
Heisst sie, so oft sie kommen mag,
Willkommen, froh der Ehre.
In lieblichem Umdrängen,
Und wer ein liebes Mädel kränkt,
Den sollte man gleich hängen!
Drum höret, was der Weise spricht
Verachtet nur die Mädeln nicht,
Die lieben, süssen Mädeln.
Verhalten.
Mein Vogel schreit im Käfig heut wie toll,
Ich weiss nicht, was sein Schrei bedeuten soll.
Er schreit so gell, als fordre er mit Macht,
Was sonst der Frühling immer ihm gebracht.
O komm – o komm – o komm – o komm zu mir!
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/85&oldid=- (Version vom 31.7.2018)