Verschiedene: Die zehnte Muse | |
|
Und lieben thut’s mich, Zapperlot!
Das weiss, was lieben heisst,
Und küsst es mich, – Schockschwerenot!
Doch weiter kriegt ihr nichts heraus,
Und fragt ihr früh und spat,
Es kratzt mir sonst die Augen aus,
Wenn ich noch mehr verrat’.
Das Nest.
Ein Weissdorn steht am Bachesrand
Mit vielen tausend Blüten,
In seinen Zweigen tief versteckt
Rotkehlchen friedlich brüten.
Ich dort vorüber gehe,
Neid’ ich sie um ihr trautes Nest
Und ihre junge Ehe.
Und deiner denk’ ich, treues Lieb,
Weil ich zu arm bin, um zu bau’n
Ein Nest auch für uns beide.
Mir ist es gleich!
Ich weiss, dass deine Liebe
Verkäuflich ist;
Ich weiss, dass dir der Reichste
Der Liebste ist;
Erheuchelt sind,
Dass sie nur künstlich deinen Leib durchrasen,
Mein bleiches Kind;
Ich weiss, dass dieses traumverlor’ne Flüstern,
Ein wohlgeübtes und ein oft erprobtes
Komödienstück;
Und dennoch fühl’ ich mich an deinem Busen
Beglückt und reich;
Mir ist es gleich!
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/83&oldid=- (Version vom 31.7.2018)