Verschiedene: Die zehnte Muse | |
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Bald lag ihr Handel ganz darnieder,
Gab sie für einen kalten Kuss
Aminten seine Schafe wieder.
Die eigne Herde samt dem Hunde
Bot sie für einen Kuss zuletzt;
Und flog zu Daphnens Rosenmunde.
Das Hexchen.
Endlich – endlich … Sel’ge Stunde!
Goldne Sterne lachten draus –
Und du flohst von meinem Munde,
Und du zogst dich lachend aus.
Lag gefaltet, blütenweis,
Sah ich auf dem nackten Fusse
Einen kleinen, braunen Kreis.
Auf das niedlichste Versteckchen
Zog ein braunes Leberfleckchen
Sich in holder Scham zurück,
Gleich als hätt’ es nicht vergessen,
Wie man Hexen einst verflucht
Ihrer Bosheit Mal gesucht.
Wer solch Mal an solcher Stelle
Deckte mit dem Strumpfe zu,
Stand mit Teufel, Hex’ und Hölle
Seine Seele loszukaufen
Aus des Satans krall’ger Hand,
Ward er auf dem Scheiterhaufen
Unter frommem Sang verbrannt …
Dich verdammt zur Folterqual,
Weiss ein einz’ger deutscher Dichter,
Liebchen, um dein Hexenmal.
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/32&oldid=- (Version vom 31.7.2018)