Zum Inhalt springen

Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/33

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die zehnte Muse


Und das runde braune Klexchen,

30
Das dir einst den Tod gebracht,

Küsst er glühend, blondes Hexchen,
In verschwieg’ner Liebesnacht.

Auf des Fusses weiches Fellchen
Presst er selig sein Gesicht,

35
Solch ein süsses, braunes Stellchen

Haben andre Frauen nicht!
Dunkler Vorzeit blut’ge Sagen
Reizen seinen krausen Sinn –
Und er wird es mit dir wagen,

40
Blonde, kleine Teufelin!
Rudolf Presber.





Liebchen.

Liebchen heut in Gesellschaft geht,
Zeigt sich in raschelnder Seide,
Fragt mich, wie ihr das Hütchen steht
Und die Schleppe am Kleide.

5
Wie ich die schlanke Jugendgestalt

Must’re mit prüfenden Blicken,
Rieselt ein Schauer mir eisig kalt
Plötzlich hinunter den Rücken.

Alles, vom Stiefelchen bis zum Hut

10
Sitzt dir wie angegossen,

Aber wie viel unschuldiges Blut
Ist um dich, Teure, geflossen!

Seidenwürmer wohl tausend und mehr
Mussten ihr Leben lassen

15
Für den Stoff, den du hinter dir her

Schleppst durch die staubigen Gassen.

Für dein zierliches Stiefelpaar
Musste ein Kälbchen verenden,
Und Hermeline, ein Dutzend gar,

20
Mussten die Fellchen dir spenden.


Deine Handschuhe, glatt und weich,
Gab dir ein blökendes Lämmlein,
Und die Schildkröt’ im kühlen Teich
Lieferte dir das Kämmlein.


Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/33&oldid=- (Version vom 31.7.2018)