Verschiedene: Die zehnte Muse | |
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An ihres Sohnes Bahre
Mit wirrem, weissem Haare
Die Alte ganz allein!
Ein Wunder ist’s, zu schauen,
Wie sich mit voller Kraft
Urplötzlich aufgerafft,
Wie sie, gestützt am Stabe
Und mehr noch am Gebet,
Von ihres Einz’gen Grabe
Sie lebt noch heutzutage,
Wenn das ein Leben heisst:
Ein Leiden ohne Klage,
Ein Schatten ohne Geist!
Ob’s Eis, ob Blüten schneit,
Im Kirchhof ihr begegnen
Kannst du zu jeder Zeit.
Sie hält in ihrem Schosse
Das Siegel drauf, das grosse,
Das schwarze, zeigt sie dir
Und spricht mit Stolz: »Ich sitze
Hier nicht als Bettlerin;
Der Hofschauspieler, drin!
Schau’ ich in die tiefste Ferne …
Schau’ ich in die tiefste Ferne
Meiner Kinderzeit hinab,
Steigt mit Vater und mit Mutter
Auch ein Hund aus seinem Grab.
Frischen Muts, den Staub der Gruft,
Wie so oft den Sand der Strasse,
Von sich schüttelnd in der Luft.
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 307. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/313&oldid=- (Version vom 31.7.2018)