Verschiedene: Die zehnte Muse | |
|
Mit den treuen braunen Augen
Und er scheint wie einst zu mahnen:
Geh doch nur, ich folge dir!
Denn in unsrem Hause fehlte
Es an Dienern ganz und gar,
Wenn er mir zur Seite war.
Besser gab auch keine Amme
Je auf ihren Schützling acht,
Und er hatte schärfre Waffen
Seine eignen Kameraden
Hielt er mit den Zähnen fern,
Und des Nachbars Katze ehrte
Ihn von selbst als ihren Herrn.
Spielend nahte hinterm Haus,
Bellte er mit heller Stimme
Meine Mutter gleich heraus.
Er erhielt von jedem Bissen
Und er war mir so ergeben,
Dass er selbst die Kirschen nahm.
Wie die beiden Dioscuren
Brachten wir die Tage hin,
Jede Stunde ein Gewinn.
Aber allzu bald nur trübte
Uns der heitre Himmel sich,
Denn er hatte einen Fehler,
Und an ihm erschien als Sünde,
Was an mir als Tugend galt,
Da man mich ums Wachsen lobte,
Aber ihn ums Wachsen schalt.
Immer kleiner ward das Brot,
Und nur einer konnte essen,
Was die Mutter beiden bot.
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 308. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/314&oldid=- (Version vom 31.7.2018)