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Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/312

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Verschiedene: Die zehnte Muse

Eh’ sie von dannen gehen,
Und auch der Weg ist weit;
Indes flog das Verderben

70
Dem Wanderpaar voraus,

Das grosse Völkersterben
Im Bayern-Land und Haus!

     Eh’ sie die Stadt erreichen,
Die alle andern floh’n,

75
Umweht es sie wie Leichen-

Geruch von weitem schon.
Man warnt, man rät zu bleiben;
Vergebens! Ohne Ruh’
Und unaufhaltsam treiben

80
Sie selbst dem Abgrund zu.


     Spät abends fuhr der Wagen
Ins Isarthor herein:
Wie ausgestorben lagen
Die hohen Häuserreih’n,

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Verlassen alle Gassen,

Die sonst so lärmend sind;
Aus schwarzen Wolkenmassen
Blies seufzerschwer der Wind.

     Der Sohn hat kaum die Alte

90
Besorgt zu Bett gebracht,

So eilt er in die kalte,
Die todesschwangre Nacht;
Er kann nicht eher schlafen,
Zur Ruh’ nicht eher geh’n,

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Bis dass er seinen Hafen,

Das Schauspielhaus, geseh’n.

     Und als es hoch und helle
Im Mondlicht vor ihm stand,
Da küsste er die Schwelle,

100
Umschlang der Säulen Rand

Und rief, die Händ’ erhoben,
Durch Thränen vor sich hin:
»Ich danke dir da droben,
Dass ich am Ziele bin!«

105
     Er war es. Nachts gekommen,

Erkrankt am Morgen drauf
Und abends – fortgenommem:
Gewöhnlicher Verlauf!

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 306. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/312&oldid=- (Version vom 31.7.2018)