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Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/309

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Verschiedene: Die zehnte Muse

Verflucht der Tag, verflucht die Nacht,

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Wo ich an seiner Brust berauscht war,

Wo durch gewalt’ge Liebesmacht
Mein Herz und seins wie umgetauscht war!

Am Rand des Grabes habt Ihr mich
Gerettet aus dem Sündenpfuhle!

35
Gestattet, heil’ger Mann, dass sich

Nun auch bekehren darf mein Buhle.
Bringt mir ihn her, dass ich das Herz
Ihm ganz zerwühle und zermalme,
Bis er in tiefstem Seelenschmerz

40
Entsagt der Sünde wüstem Qualme!


Und leise tritt ihr Liebster ein,
Und langsam naht er sich dem Bette.
Da ruft sie laut: »Nun bist du mein!«
Und schlingt um ihn der Arme Kette.

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Die Lippen, die wie angehaucht

Von neuen Lebensgluten scheinen,
Hat heiss und brünstig sie getaucht
Voll Liebeswahnsinn in die seinen.

»Was Seligkeit? was Himmelslust?«

50
Ruft sie und hält ihn fest umfangen.

»Der Himmel ist an deiner Brust
Und Seligkeit an deinen Wangen!
Noch einmal küssen musst’ ich dich –
Nun fahr’ ich gern zur Hölle nieder!« –

55
Sie spricht’s, und müde schliessen sich

Auf ewig ihre Augenlider.


Hermann Marggraff.




Mama.

Durchs grün umrankte Fenster blickt
Die Sonne ins Gemach.
Grossmutter sitzt und nickt und strickt,
Sie nickt den ganzen Tag.

5
Ihr Haar ward weiss; es grub die Zeit

Viel tiefe Furchen ein.
Zu ihren Füssen tändelnd kniet
Ihr jüngstes Enkelein.

„Was nickst du denn so immerzu?“

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Die kleine Unschuld spricht;

„Grossmutter! gar nicht schön bist du!
Dein Haar gefällt mir nicht –

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 303. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/309&oldid=- (Version vom 31.7.2018)