Verschiedene: Die zehnte Muse | |
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Von seinem Schweifen und Wandern
In diesem Leben, und nach dem Strick –
Gott gnad’ ihm! – noch im andern!
– Die Hunde bellen im Dorf fernab,
Die Toten schlafen ruhig im Grab,
Die Toten stehn nicht Rede.
Letzte Beichte.
Sie liegt auf weissem, weichem Pfühl,
Die fieberheissen Adern kochen,
Ihr ist’s im Haupt so dumpf und schwül,
Es fliegt der Puls, die Schläfen pochen.
Und bleich und abgezehrt die Wangen!
An ihrer Seele zerrt der Pfaff
Mit seines Buss-Sermones Zangen.
»Wie war dein Geist so hell besonnt,
Noch herzlich beten hast gekonnt:
O Herr, erlös’ uns von dem Uebel!
Als du am Feiertag noch kamst
Voll Frömmigkeit zur Seelenbeichte
Das Abendmahl, das ich dir reichte!
Wie anders dann, als du geherzt
Den Buhlen zu der Seele Schaden,
Als du in frevler Lust verscherzt
Bekehre dich, noch ist es Zeit,
Doch nur zu bald ist sie vorüber!
Du stehst am Thor der Ewigkeit,
Schon wird dein Auge trüb’ und trüber!«
Und schmerzlich seufzt sie aus den Kissen:
»Ihr habt, o Herr, mir armem Weib
Gerührt das innerste Gewissen!
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/308&oldid=- (Version vom 31.7.2018)