Zum Inhalt springen

Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/30

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die zehnte Muse


Der Schrecken lähmt mir die Glieder,
Ich bin betrogen, verlacht,
Die Elsebeth hält’s mit dem Frieder. –
Ich hab’ mir’s ja gleich gedacht.

25
Ich hebe zum Schwure die Hände

Zum Sternenhimmel – doch halt,
Was kommt durch das Wiesengelände
Vom Dorf herüber gewallt?
Ich sehe zwei niedliche Füsse,

30
Sie nahen sich zaghaft und sacht.

Sie kommt, die Treue, die Süsse. –
Ich hab’ mir’s ja gleich gedacht.

Rudolf Baumbach.





Musikalische Nachbarschaft.

Wir wohnten übereinander,
Du vier, und drei Treppen ich.
Wir spielten beide Piano,
Es klang oft fürchterlich!

5
Begannst du zum Beispiel: „Wenn ich

In deine Augen seh’ –“
Dann paukte ich mit Wonne:
„Ta ra ra bom de ay!“

Und präludiertest sanft du

10
In b oder sonst einem moll,

Verbrach ich die Kutschke-Polka
In dur natürlich wie toll.

Warst du bei Liszt und Wagner,
Vor denen mir immer gegraust,

15
Dann kultivierte ich liebend

Freund Waldmann und Carl Faust. –

Das ging denn auch auf die Dauer
Natürlich nicht weiter so fort –
Drum bin ich zu dir gekommen

20
Und sprach ein vernünftiges Wort.


Zum guten ist alles gewendet;
Kein Trommelfell wird mehr verletzt:
Wir haben uns beide verständigt
Und spielen – vierhändig jetzt.

Joh. Cotta.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/30&oldid=- (Version vom 31.7.2018)