Verschiedene: Die zehnte Muse | |
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Gibt’s heut ein feines Mittagsmahl,
Drauf „meine Tante, deine Tante“,
Wer hält nicht gerne ihre Kante?
Der eifrigste Confrater,
In stiller Gasse wohnt ’ne Maid,
Mit Putz vertreibt sie sich die Zeit,
Doch abends zu recht später Stunde,
Da kommt zu ihr der beste Kunde, –
Es ist der Vater!
Bald merkt’s der Sohn und denkt bei sich:
Tut das der Vater, kann’s auch ich.
So geht er hin und tut desgleichen;
Voll Kummer ist Frau Mater,
Erstaunt der Vater!
Das Stelldichein.
Das ist die richtige Stelle:
Die Linde am Strassenrain
Und drüben die alte Kapelle;
Hier ist das Stelldichein.
Die Glocke im Dorf schlägt acht.
Von Elsebeth nichts zu sehen. –
Ich hab’ mir’s ja gleich gedacht.
Sie kann sich nicht trennen, ich wette,
Und nestelt an Spange und Kette
Und zupft an Tüchlein und Band.
Am Ende lässt sie mich harren
Die liebe, lange Nacht.
Ich hab’ mir’s ja gleich gedacht.
Vielleicht – o du falsche Schlange!
Jetzt wird mir’s auf einmal klar,
Warum der Frieder, der lange,
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/29&oldid=- (Version vom 31.7.2018)