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Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/264

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Verschiedene: Die zehnte Muse

Aber zwischen uns beiden liegt
Eine gewaltige Schranke,
Und kein Finke darüber fliegt; –

20
Nein – mein Herr, –- ich danke.« –


Kehrte der Finke zurück zum Wald,
Dachte nicht weiter an Minne,
Pfiff und sang, da kam ihm bald
Röslein aus dem Sinne.

25
Als der Winter kam ins Land,

Fand er auf jenem Flecke,
Wo im Frühling die Rose stand,
Eine dornige Hecke;

Hingen nur wenige Blättlein dran,

30
Welk und halb erfroren –

Wartend auf den Goldfasan,
Hat sie die Blüte verloren.

Als die Hecke den Finken erkannt,
Rief sie mit einer Verbeugung:

35
»Zog dich endlich aus fernem Land

Heim deine erste Neigung?

Komm, mein Trauter, uns trennt fortan
Keine hemmende Schranke –«
Sah sie der Fink bedenklich an,

40
Sprach: »Mein Fräulein – ich danke!« –


Rudolf Baumbach.




Der Hund aus der Pfennigschenke.

Es ging, was Ernstes zu bestellen,
Ein Wandrer seinen stillen Gang,
Als auf ihn los ein Hund, mit Bellen
Und Rasseln vieler Halsbandschellen,

5
Aus einer Pfennigschenke sprang.

Er, ohne Stock und Stein zu heben,
Noch sonst sich mit ihm abzugeben,
Hob ruhig weiter Fuss und Stab,
Und Kliffklaff liess vom Lärmen ab.

10
Des Wegs kam auch mit Rohr und Degen,

Flink, wohlgemut, keck und verwegen,


Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/264&oldid=- (Version vom 31.7.2018)